Teil 9: Andere Vereine haben auch schöne Plätze
Frisch ans Werk
Auf den kräfteraubenden Heimsieg gegen Herford folgte unter der Woche ein Auswärtsspiel im Verbandspokal beim SC Enger. Über eine Stunde dauerte die Anreise an einem eiskalten Mittwochabend, der nach einer souveränen 2:0-Führung zur Halbzeit überflüssigerweise in einem Sieg nach Elfmeterschießen endete. Deshalb, und weil am Totensonntag ohnehin kein Ligaspiel anstand, gaben wir den Spielerinnen und auch uns Trainern den Rest der Woche frei, um Kraft zu tanken und den Kopf für die letzten Aufgaben der Hinrunde frei zu kriegen.
So starteten wir regeneriert in die Trainingswoche und bereiteten uns akribisch auf den kommenden Gegner vor. Die Borussia aus Emsdetten befand sich zu diesem Zeitpunkt im Abwärtstrend und wir weiterhin in der Pflicht, jeden verbleibenden Punkt einzufahren, weshalb sich in der Trainingswoche alles um frühe Balleroberungen und zielstrebige Angriffe drehte. Dabei konzentrierten wir uns am Dienstag zunächst auf direktes Vertikalspiel in zentralen Bereichen und boten der Mannschaft in den darauf folgenden Einheiten am Donnerstag und Freitag immer mehr Breite an, um die Angriffe aufziehen zu können.
Steuerungsmittel für direktes Spiel in die Spitze
Um einen direkten Zug zum Tor zu provozieren, bieten sich Trainingsformen in sechs- und achteckigen Feldern an. Durch die „abgeschnittenen" Ecken wird den Akteuren der direkte Weg zum Tor gezeigt, wodurch es immer wieder zu direkten Duellen auf der inneren Linie kommt. Die Spielerinnen sollen lernen, sich nicht zu früh nach außen drängen zu lassen, sondern permanent mit Ball am Fuß Druck auf die Verteidigung auszuüben. Anders gesagt: „Nur wer den Ball hat kann darüber bestimmen, was damit als nächstes passiert."
Saat und Ernte
Nach einer intensiven Trainingswoche mit vielen Torabschlüssen und zielstrebigen Angriffen ging es für uns nun also nach Emsdetten. Wir wollten von Anfang an klar machen, in welche Richtung das Spiel gehen soll und auf dem Weg zum ersten Treffer keine Zeit verlieren. Dass ein frühes Gegentor einiges bei einer verunsicherten Mannschaft anrichten kann, hatten wir gegen Hauenhorst schließlich selbt noch erfahren. Und so zappelte tatsächlich bereits nach zehn Minuten zum ersten mal der Ball im gegnerischen Netz: Nach einem tollen Steilpass unserer Sechs aus dem Zentrum auf die eingerückte Linksaußen, konnte diese den Ball trotz des hohen Gegnerdrucks kontrolliert in Richtung Strafraum mitnehmen und mit dem zweiten Kontakt unten links abschließen - 1:0.
Die tief verteidigenden Emsdettenerinnen versuchten nun noch kompakter zu agieren und so zu Kontermöglichkeiten zu kommen, was ihnen auch gelang. Nur wenige Minuten nach dem Führungstreffer blieb unsere Torfrau im Eins-gegen-Eins mit der Stürmerin jedoch eiskalt und verhinderte den drohenden Ausgleich mit dem Fuß. Wir waren nun gewarnt und senkten die Risikobereitschaft etwas, um weitere Konter zu vermeiden. Noch vor der Pause erzielten wir schließlichl den zweiten Treffer.
In der zweiten Hälfte behielten wir unsere Dominanz bei und konnten gegen die zum Aufrücken gezwungenen Emsdettenerinnen nun noch häufiger und deutlicher durchbrechen. Gleich drei Eins-gegen-Torfrau-Situationen kamen zustande, in denen unsere Angreiferinnen jedoch nicht die Ruhe bewahrten und jeweils knapp am Pfosten oder an der starken Torhüterin scheiterten. Schließlich war es unsere Spielführerin, die nach knapp einer Stunde einen Abpraller nach einer Ecke im Tor unterbrachte und somit für die Vorentscheidung sorgte. Daraufhin folgte noch ein vermeintliches Abseitstor, ehe unsere rechte Außenstürmerin den Deckel in der 88. Spielminute per Kopf endgültig drauf machte.
Schon gewusst?
Bei männlichen Fußballern wurde eine zu 33% höhere relative Beinkraft im Vergleich zu den Frauen gemessen. Die Schusskraft unterschied sich hingegen nur um 18%, weshalb die Forscher davon ausgehen, dass Frauen einen Großteil des Kraftunterschieds mittels Technik kompensieren können.