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Taktik Trainer-Blog II Senioren

Teil 7: Entschieden zu unentschieden

Felix Melchers
Felix Melchers

Zählt man die Pokalspiele dazu, sind wir seit nunmehr acht Spielen ungeschlagen. Klingt eigentlich ganz nett, allerdings spielten wir an den letzten beiden Spieltagen in der Liga nur unentschieden - und beide Male fühlte es sich nach Niederlage an.


Torlos im Verfolgerduell

Mit dem SSV Rhade hatten wir am neunten Spieltag die unmittelbaren Tabellennachbarinnen zu Gast. Spannende Duelle und knappe Ergebnisse in Liga- und Pokalspielen prägten die Historie dieser beiden Mannschaften und so sollte auch dieses Aufeinandertreffen wegweisend für den weiteren Verlauf der Saison sein - oder?

Auf dem Platz offenbarten sich zwei Spielansätze, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Während wir wieder auf Spielkontrolle und vorwiegend flache Kombinationen setzten, spielten die Gäste kraftvollen Konterfußball mit vielen temporeichen Umschaltaktionen. Das hohe und aggressive Pressing der Dorstenerinnen konnten unsere Aufbauspielerinnen jedoch Mal für Mal herausragend überspielen, sodass sich besonders in der Mittelfeldzentrale nach der „ersten Welle" Platz für raumgreifende Dribblings und Schnittstellenpässe hinter die gegnerische Kette bot. So waren es vor allem unsere beiden Achter, die immer wieder gefährliche Angriffe einleiteten und dafür sorgten, dass wir uns in der ersten Hälfte ein kleines Chancenplus erarbeiten konnten, wenngleich noch keine zwingende Tormöglichkeit dabei war.

Erst in Halbzeit zwei schafften wir es gefährlicher vor das gegnerische Tor zu kommen: Etwa ab der 60. Spielminute brachen wir einige Male hintereinander - vorwiegend am rechten Flügel - durch und schafften es den Ball in die Mitte zu bringen, doch dort ereilte uns wieder mal das leidige Pech im Abschluss. Dreimal hatten wir zum erleichternden Torjubel ausgeholt - dreimal parierte die Rhader Torfrau brillant. Nach einer weiteren Halbchance kurz vor Ende der Partie rollte plötzlich einer von Rhades brandgefährlichen Tempo-Gegenstößen, doch auch ihnen blieb das Glück auf einen Treffer in diesem Spiel verwehrt - die Stürmerin verfehlte hauchzart die rechte untere Ecke und es blieb beim 0:0.


Umschaltmomente richtig trainieren

Das Umschalten zu trainieren stellt sich nicht immer ganz einfach dar. Direktes Spiel mit und gegen den Ball ist einfacher zu simulieren und besser zu durchschauen. Einen bestimmten Umschaltmoment vorherzusehen und vorauszusagen, wie die Feldverteilung und Anschlusshandlung sein wird, ist hingegen ziemlich schwierig. Daher bietet sich besonders in solchen Trainingseinheiten die Vermittlung von Prinzipien an. Dabei gilt es, verschiedene Fragen zu klären - zum Beispiel: Wie erkenne ich, ob ich ins Gegenpressing gehen soll, oder mich fallen lassen muss? Woher weiß ich, ob ich in dieser Situation einen vielversprechenden Konter einleiten kann, oder lieber den Ball sichere? Mit Hilfe wettkampfgemäßer Übungs- und Spielformen samt entsprechender Provokationsregeln, lassen sich diese Fragen klären, ohne absolute Handlungsvorgaben zu machen.

Übung 1
3 Trainingsformen

Umschalten

Umschalten

Übung 1
1 / 3

ORGANISATION UND ABLAUF

  • Ein Feld in Form ­einer Sanduhr ­mit einer Tiefe von 65 Metern und ­einer Breite von 45 Metern mit 2 Toren mit Torhütern markieren. 
  • 2 Mannschaften à 6 Feldspieler plus Torwart bilden. 
  • Die Defensive formiert sich im 3-2-1. 
  • freies Spiel 7 gegen 7 

WIRKUNG DER STEUERUNGSMITTEL

  • Die Abseitslinien zwingen die Verteidiger, tief zu stehen, weshalb Ballverluste weiter vorne entstehen und so Raum zum Kontern und Fallen vorhanden ist. 
  • Die Defensivordnung führt zu Balleroberungen nahe dem eigenen Tor und bietet somit großen Raum zum Kontern und Fallen und die Möglichkeit, nach einem Gegenpressing schnell abzuschließen. 
  • Die zusätzliche Spielfläche erweitert die Möglichkeiten im Falle einer Balleroberung: Zum einen können Konter jetzt auch über die Breite laufen und zum anderen ermöglicht der neue Raum die Ballzirkulation in der Hälfte des Gegners.

 

Übung 2
2 / 3

ORGANISATION

  • Ein 30 x 20 Meter großes Feld mit 2 Toren mit Torhütern markieren. 
  • 2 Mannschaften à 6 Spieler bilden und in 2 Dreierteams einteilen. 
  • Ein Dreierteam spielt im Feld, das andere positioniert sich neben dem eigenen Tor. 

ABLAUF

  • freies Spiel 3 gegen 3 ohne Abseits 
  • Das angreifende Team versucht, ein Tor zu erzielen, oder passt ­zurück zu einem der Mitspieler außerhalb des Feldes, um den Ball zu sichern. 
  • Wird der Ball zurückgespielt, wechseln die Dreierteams im Feld auf beiden Seiten. 

COACHINGPUNKTE

  • Die Möglichkeit, den Ball zurückzuspielen, fokussiert die Entscheidung zwischen sofortigem Konter und schnellstmöglichem Tor­abschluss oder Ballsicherung und einem späteren Angriff.

 

Übung 3
3 / 3

ORGANISATION UND ABLAUF

  • Ein sechseckiges Feld mit 70 Meter Tiefe und 55 Meter Breite mit 2 Toren mit Torhütern markieren. 
  • 15 Meter vor den Toren je eine Abseitslinie markieren. 
  • 2 Mannschaften à 7 Feldspielern plus Torwart bilden. 
  • freies Spiel 8 gegen 8 Kontertore innerhalb von 8 Sekunden nach Ballgewinn zählen doppelt. 
  • Nach Treffer oder Ausball beginnt das Spiel beim Torwart. Wirkung von Steuerungsmitteln 

VARIATIONEN

  • Pro Ballbesitzphase sind maximal 4 Pässe in der eigenen Hälfte möglich. 
  • Ein Dribbling oder Pass zurück in die eigene Hälfte ist nicht erlaubt.

WIRKUNG VON STEUERUNGSMITTELN

  • Das Spielfeld in Form eines Trichters dient zur Orientierung, damit das zielstrebige Spiel in die Tiefe und der direkte Weg zur Torverteidigung gewählt wird. 
  • Die tiefen Abseitslinien zwingen die Verteidiger tief zu stehen, weshalb Ballverluste weiter vorne entstehen und so viel Raum zum Kontern und Fallen vorhanden ist. 
  • Die Zusatzregeln sollen das Spiel nach vorne provozieren und zu schnellen Ballbesitzwechseln und Umschaltaktionen führen.

 

In Fußballtraining 11/21 dreht sich alles um die vier Spielphasen und wie man diese am besten trainiert. Dort findet ihr viele kleine, mittlere und große Spielformen so wie weitere hilfreiche Tipps für euer Training. Alle Übungen sind auch digital über die Fußballtraining-App abrufbar.


Unentschlossen beim Schlusslicht

Spieltag zehn führte uns zum Tabellenletzten nach Berghofen. Ein Sieg und ein Unentschieden standen für die Dortmunderinnen bislang zu Buche, wobei das Unentschieden am Spieltag zuvor ausgerechnet gegen die Tabellenführerinnen aus Hauenhorst eingefahren wurde. Wenngleich wir das durchaus als Warnschuss auffassten und uns dementsprechend auf einen unangenehmen Gegner einstellten, der mitten im Abstiegskampf steckt, wollten wir unbedingt in der Favoritenrolle bleiben und den Gegner nicht unnötig stark reden.

So kam es recht unverhofft in der sechsten Spielminute zu einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung im zentralen Bereich, der Berghofen einen direkten Konter über den rechten Flügel ermöglichte. Obwohl wir nach Ballverlust in dieser Zone normalerweise nicht gegenpressen wollen, entschieden sich vereinzelte Spielerinnen zögerlich nach vorne zu verteidigen, anstatt nach hinten zu verdichten, sodass die Restverteidigung nur noch aus unseren beiden Innenverteidigerinnen bestand. Die Flanke der Berghofener Außenspielerin kam dann zwar recht unpräzise, setzte allerdings unangenehm auf, sodass unsere Torfrau den Ball nicht festhalten konnte und die gegnerische Stürmerin nur noch einzuschieben brauchte.

Wie so oft zeigten wir uns nach diesem Rückschlag verunsichert. Anstatt nun noch mehr Druck auf den Ball zu kriegen, ließen wir uns vermehrt fallen und überließen dem Gegner viel zu viel Raum zum Spielen. Dadurch verloren wir wertvolle Zeit in der wir aussichtslos gegen den Ball arbeiten mussten, anstatt selbst Angriffe auszuspielen. Es dauerte etwa bis zur 30. Spielminute, ehe wir den Mut fassten weiter vor zu rücken und Fehler zu provozieren, um aus den Ballgewinnen Profit zu schlagen, doch leider sorgten technische Unsauberkeiten dafür, dass die Ballgewinne im zentralen Bereich nicht zu gefährlichen Torchancen wurden.

Ansprache

Die Halbzeitpause richtig nutzen

Während des Spiels mit ansehen zu müssen, wie die Mannschaft den Zugriff und das Selbstvertrauen verliert, ist für jeden Trainer schwierig. Die Möglichkeiten zur Einflussnahme sind beschränkt. Zwar kann man schnell die Spielerinnen in unmittelbarer Nähe erreichen, doch für größere taktische Umstellungen braucht es eine längere Unterbrechung, Ruhe und die Aufmerksamkeit des gesamten Teams. In der Halbzeitpause erörterten wir also einmal die genauen Probleme und veränderten mit präzisen Anweisungen das Anlaufverhalten, um fortan mehr Druck auf den Ball zu bekommen.

So machten wir es dem Gegner gleich von Beginn der zweiten Hälfte an schwer, an die Leistung der ersten Halbzeit anzuknüpfen und übernahmen wieder die Kontrolle über das Spiel. Wir konnten nun schon beim gegnerischen Abstoß die ersten Ballverluste erzwingen und schafften es immer wieder über Umschaltmomente vor das Tor zu kommen. Inzwischen hatte Berghofen allerdings die Lage erkannt und sich auf die Defensive fokussiert, was das Durchkommen erschwerte. Erst in der 66. Spielminute gelang nach einer Rückeroberung des Balles mit anschließendem Steilpass in die Tiefe ein Durchbruch am rechten Flügel. Die Flanke fand ihr Ziel auf dem Kopf unserer linken Außenstürmerin, die mustergültig gegen die Laufrichtung der Torhüterin zum 1:1 einnickte.

Im Anschluss zogen wir das Tempo nochmal an und probierten über zwei weitere Wechsel samt Systemumstellung auf ein 3-5-2 noch mehr Druck auf und im Strafraum zu erzeugen. In dieser Phase sprangen noch zwei weitere Großchancen für uns heraus: Ein Volley nach Flanke, der aus fünf Metern Entfernung knapp über den Querbalken flog und ein Dropkick nach Ecke, der ebenfalls aus kurzer Distanz seinen Weg über das Tor fand. So blieb es am Ende bei einem durchaus enttäuschenden 1:1. Als nächstes steht das Duell mit den Spitzenreiterinnen aus Hauenhorst auf dem Plan. Mit einem Sieg können wir den Abstand auf drei Punkte verknappen, bei einer Niederlage würden wir auf neun Punkte zurückfallen.


Schon gewusst?

Frauen bewegen sich in einem Fußballspiel häufiger in (hoch)intensiven Bereichen als Männer, weil sie mehr Energie aufwenden müssen, um die gleiche Distanz zu überbrücken. Dadurch ermüden sie allerdings auch schneller, wodurch die Fehlerquote gegen Ende der Halbzeiten nachweislich steigt. Besonders bei Torabschlüssen in der Schlussphase des Spiels zeigt sich laut Studien die Ermüdung in Form von Kontroll- und Kraftverlust.

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