Teil 7: Entschieden zu unentschieden
Torlos im Verfolgerduell
Mit dem SSV Rhade hatten wir am neunten Spieltag die unmittelbaren Tabellennachbarinnen zu Gast. Spannende Duelle und knappe Ergebnisse in Liga- und Pokalspielen prägten die Historie dieser beiden Mannschaften und so sollte auch dieses Aufeinandertreffen wegweisend für den weiteren Verlauf der Saison sein - oder?
Auf dem Platz offenbarten sich zwei Spielansätze, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Während wir wieder auf Spielkontrolle und vorwiegend flache Kombinationen setzten, spielten die Gäste kraftvollen Konterfußball mit vielen temporeichen Umschaltaktionen. Das hohe und aggressive Pressing der Dorstenerinnen konnten unsere Aufbauspielerinnen jedoch Mal für Mal herausragend überspielen, sodass sich besonders in der Mittelfeldzentrale nach der „ersten Welle" Platz für raumgreifende Dribblings und Schnittstellenpässe hinter die gegnerische Kette bot. So waren es vor allem unsere beiden Achter, die immer wieder gefährliche Angriffe einleiteten und dafür sorgten, dass wir uns in der ersten Hälfte ein kleines Chancenplus erarbeiten konnten, wenngleich noch keine zwingende Tormöglichkeit dabei war.
Erst in Halbzeit zwei schafften wir es gefährlicher vor das gegnerische Tor zu kommen: Etwa ab der 60. Spielminute brachen wir einige Male hintereinander - vorwiegend am rechten Flügel - durch und schafften es den Ball in die Mitte zu bringen, doch dort ereilte uns wieder mal das leidige Pech im Abschluss. Dreimal hatten wir zum erleichternden Torjubel ausgeholt - dreimal parierte die Rhader Torfrau brillant. Nach einer weiteren Halbchance kurz vor Ende der Partie rollte plötzlich einer von Rhades brandgefährlichen Tempo-Gegenstößen, doch auch ihnen blieb das Glück auf einen Treffer in diesem Spiel verwehrt - die Stürmerin verfehlte hauchzart die rechte untere Ecke und es blieb beim 0:0.
Umschaltmomente richtig trainieren
Das Umschalten zu trainieren stellt sich nicht immer ganz einfach dar. Direktes Spiel mit und gegen den Ball ist einfacher zu simulieren und besser zu durchschauen. Einen bestimmten Umschaltmoment vorherzusehen und vorauszusagen, wie die Feldverteilung und Anschlusshandlung sein wird, ist hingegen ziemlich schwierig. Daher bietet sich besonders in solchen Trainingseinheiten die Vermittlung von Prinzipien an. Dabei gilt es, verschiedene Fragen zu klären - zum Beispiel: Wie erkenne ich, ob ich ins Gegenpressing gehen soll, oder mich fallen lassen muss? Woher weiß ich, ob ich in dieser Situation einen vielversprechenden Konter einleiten kann, oder lieber den Ball sichere? Mit Hilfe wettkampfgemäßer Übungs- und Spielformen samt entsprechender Provokationsregeln, lassen sich diese Fragen klären, ohne absolute Handlungsvorgaben zu machen.
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Unentschlossen beim Schlusslicht
Spieltag zehn führte uns zum Tabellenletzten nach Berghofen. Ein Sieg und ein Unentschieden standen für die Dortmunderinnen bislang zu Buche, wobei das Unentschieden am Spieltag zuvor ausgerechnet gegen die Tabellenführerinnen aus Hauenhorst eingefahren wurde. Wenngleich wir das durchaus als Warnschuss auffassten und uns dementsprechend auf einen unangenehmen Gegner einstellten, der mitten im Abstiegskampf steckt, wollten wir unbedingt in der Favoritenrolle bleiben und den Gegner nicht unnötig stark reden.
So kam es recht unverhofft in der sechsten Spielminute zu einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung im zentralen Bereich, der Berghofen einen direkten Konter über den rechten Flügel ermöglichte. Obwohl wir nach Ballverlust in dieser Zone normalerweise nicht gegenpressen wollen, entschieden sich vereinzelte Spielerinnen zögerlich nach vorne zu verteidigen, anstatt nach hinten zu verdichten, sodass die Restverteidigung nur noch aus unseren beiden Innenverteidigerinnen bestand. Die Flanke der Berghofener Außenspielerin kam dann zwar recht unpräzise, setzte allerdings unangenehm auf, sodass unsere Torfrau den Ball nicht festhalten konnte und die gegnerische Stürmerin nur noch einzuschieben brauchte.
Wie so oft zeigten wir uns nach diesem Rückschlag verunsichert. Anstatt nun noch mehr Druck auf den Ball zu kriegen, ließen wir uns vermehrt fallen und überließen dem Gegner viel zu viel Raum zum Spielen. Dadurch verloren wir wertvolle Zeit in der wir aussichtslos gegen den Ball arbeiten mussten, anstatt selbst Angriffe auszuspielen. Es dauerte etwa bis zur 30. Spielminute, ehe wir den Mut fassten weiter vor zu rücken und Fehler zu provozieren, um aus den Ballgewinnen Profit zu schlagen, doch leider sorgten technische Unsauberkeiten dafür, dass die Ballgewinne im zentralen Bereich nicht zu gefährlichen Torchancen wurden.
Die Halbzeitpause richtig nutzen
Während des Spiels mit ansehen zu müssen, wie die Mannschaft den Zugriff und das Selbstvertrauen verliert, ist für jeden Trainer schwierig. Die Möglichkeiten zur Einflussnahme sind beschränkt. Zwar kann man schnell die Spielerinnen in unmittelbarer Nähe erreichen, doch für größere taktische Umstellungen braucht es eine längere Unterbrechung, Ruhe und die Aufmerksamkeit des gesamten Teams. In der Halbzeitpause erörterten wir also einmal die genauen Probleme und veränderten mit präzisen Anweisungen das Anlaufverhalten, um fortan mehr Druck auf den Ball zu bekommen.
So machten wir es dem Gegner gleich von Beginn der zweiten Hälfte an schwer, an die Leistung der ersten Halbzeit anzuknüpfen und übernahmen wieder die Kontrolle über das Spiel. Wir konnten nun schon beim gegnerischen Abstoß die ersten Ballverluste erzwingen und schafften es immer wieder über Umschaltmomente vor das Tor zu kommen. Inzwischen hatte Berghofen allerdings die Lage erkannt und sich auf die Defensive fokussiert, was das Durchkommen erschwerte. Erst in der 66. Spielminute gelang nach einer Rückeroberung des Balles mit anschließendem Steilpass in die Tiefe ein Durchbruch am rechten Flügel. Die Flanke fand ihr Ziel auf dem Kopf unserer linken Außenstürmerin, die mustergültig gegen die Laufrichtung der Torhüterin zum 1:1 einnickte.
Im Anschluss zogen wir das Tempo nochmal an und probierten über zwei weitere Wechsel samt Systemumstellung auf ein 3-5-2 noch mehr Druck auf und im Strafraum zu erzeugen. In dieser Phase sprangen noch zwei weitere Großchancen für uns heraus: Ein Volley nach Flanke, der aus fünf Metern Entfernung knapp über den Querbalken flog und ein Dropkick nach Ecke, der ebenfalls aus kurzer Distanz seinen Weg über das Tor fand. So blieb es am Ende bei einem durchaus enttäuschenden 1:1. Als nächstes steht das Duell mit den Spitzenreiterinnen aus Hauenhorst auf dem Plan. Mit einem Sieg können wir den Abstand auf drei Punkte verknappen, bei einer Niederlage würden wir auf neun Punkte zurückfallen.
Schon gewusst?
Frauen bewegen sich in einem Fußballspiel häufiger in (hoch)intensiven Bereichen als Männer, weil sie mehr Energie aufwenden müssen, um die gleiche Distanz zu überbrücken. Dadurch ermüden sie allerdings auch schneller, wodurch die Fehlerquote gegen Ende der Halbzeiten nachweislich steigt. Besonders bei Torabschlüssen in der Schlussphase des Spiels zeigt sich laut Studien die Ermüdung in Form von Kontroll- und Kraftverlust.