Dann kann man sich glücklich schätzen, wenn man - wie in meinem Fall - ein verantwortungs- und selbstbewusstes Trainerteam an seiner Seite hat, das die anstehenden Aufgaben eigenständig übernimmt und handlungsfähig ist. Natürlich sollten im Vorlauf eines Urlaubs entsprechende Vorkehrungen und Abstimmungen getroffen werden, doch dann gilt: „Urlaub ist Urlaub!“ So ganz funktioniert das natürlich nicht, ist man doch immer wieder in Gedanken bei der Mannschaft, doch ein bisschen Abstand tut manchmal gut, um neue Motivation und Energie für den Rest der Saison zu fassen.
Teil 17: Urlaub mitten in der Saison
Delegieren und Verantwortung übergeben
Delegieren und Verantwortung übergeben zu können, ist für Fußballtrainer sehr wichtig, um sich nicht mit zu vielen Aufgaben zu belasten, die schlussendlich den Fokus von der Kernaufgabe ablenken. Zu häufig nehmen wir Trainer uns Dingen an, die vielleicht eher in den Aufgabenbereich eines Vorstandsmitgliedes, Betreuers, oder Physiotherapeuten fallen. In einem intakten Gebilde aus Mannschaft und Trainerstab verfolgen idealerweise alle die gleichen Ziele anhand identischer Ansätze. So wissen alle Beteiligten stets was eingefordert wird und können Prozesse zumindest über einen kleinen Zeitraum ein Stück weit selbstständig laufen lassen. Für viele Teams sind bestimmte Trainingsteile, wie das Warmup, ohnehin schon längst zu einer ritualartigen Routine geworden, die sie häufig auch selbstständig anleiten und durchführen können, während der Trainer sich um die Organisation der restlichen Einheit kümmert.
Bei Themen wie Startaufstellung und Matchplan für die Partie, die vom Co-Trainer betreut wird, halte ich es für sinnvoll, Freiräume bei den Entscheidungen zu lassen. Schließlich muss er der Mannschaft authentisch vermitteln können, was von ihr verlangt wird. Das gelingt jedoch nur, wenn er wirklich zu 100 Prozent hinter den getroffenen Entscheidungen steht und sich eigene Gedanken zum Spiel gemacht hat. Außerdem hat er die Mannschaft gegebenenfalls auch vorher schon alleine trainiert und dementsprechend die aktuellsten Eindrücke von der Verfassung einzelner Akteure. Natürlich hilft ein enger Austausch im Vorfeld der Partie, um die Rahmenbedingungen abzustecken, jedoch sollten diese ohnehin schon seit der Sommervorbereitung klar sein. Anders lässt sich eine Spielidentität nicht wirklich umsetzen.
Wenn aus dem Endspurt ein End-Dauerlauf wird
Der Urlaub war auch deshalb notwendig, weil wir keinen klassischen Endspurt vor der Brust haben. Aufgrund diverser Corona-bedingter Spielabsagen haben wir noch drei Nachholspiele zu absolvieren und sind außerdem im Finalspiel um den Kreispokal gefragt. Das bedeutet ein durchaus strammes Programm von neun Pflichtspielen in sieben Wochen. Gerade am Ende einer Spielzeit, in der wir schon viele Kräfte gelassen haben, sorgt das für deutlich spürbaren Stress - mental und physisch.
Nachdem wir in den letzten Wochen häufiger in Personalnot waren, kommen pünktlich zum End-Dauerlauf die Langzeitverletzten, Erkrankten und Urlauberinnen zurück, sodass sich nun auch wieder der interne Konkurrenzkampf einstellt und die Spannung im Training für die verbleibenden Spiele steigt. Die Mission ist klar: Der vierte Platz soll es mindestens sein und wir werden bis zum Schluss alles geben, um dem SSV Rhade in dritter Position ordentlich Druck zu machen. Die beste Gelegenheit dafür bietet sich am kommenden Sonntag, wenn wir ins direkte Duell mit den Damen vom SSV gehen.