Teil 14: Nemesis
Nicht aller guten Dinge sind drei
Solche ganz spezielle Rivalen werden in der heutigen Zeit gerne als „Nemesis" bezeichnet. Actionfilme bedienen sich beispielsweise gerne der Dramaturgie, die solche Konstellationen mit sich bringen: In ihnen kämpft der Held nur allzu oft gegen seinen erbitterten Erzrivalen - den Nemesis - und steht in der Regel am Ende trotz einiger Rückschläge und aussichtsloser Situationen als Sieger da. Blickt man jedoch auf den Ursprung dieses Begriffes zurück, wird man schnell in der griechischen Mythologie fündig, wo Nemesis der Name der Göttin des „gerechten Zorns" ist. In ihrer Funktion als Rachegöttin ist Nemesis dort, gemeinsam mit der Göttin der Scham, für die Bestrafung der menschlichen Selbstüberschätzung zuständig.
In unserem speziellen Fall trifft leider eher das zweite Narrativ zu. Jedenfalls fühlt es sich nach drei Niederlagen gegen ein und denselben Gegner in nur einer Spielzeit genau so an. In der Hinrunde brachte uns Ibbenbüren schon am zweiten Spieltag kurz vor Ende der Partie unsere erste Saisonniederlage bei. Im letzten Pflichtspiel 2021 folgte das Aus im Elfmeterschießen gegen eben jene Ibbenbürener Mannschaft, die in der Liga mit nur drei Punkten Rückstand auf uns lauerte. Nun kam also das dritte Aufeinandertreffen und ein drittes Mal mussten wir uns geschlagen geben. Nach dem Spiel machten sich einmal mehr Rat- und Fassungslosigkeit ob der Umstände der erneuten Niederlage breit.
Wer coacht hier wen aus?
Schließlich hatten wir ein drittes Mal binnen sechs Monaten einen Matchplan für die prägnanten Schlüsselszenarien der letzten Spiele erarbeitet. Alles nur, um dann am Spieltag festzustellen, dass der Gegner sich mindestens genauso gut (und wenn man dem Ergebnis glaubt, sogar besser) auf uns eingestellt hatte. Diesmal verfolgten die Gäste nämlich einen anderen Plan, um uns von ihrem Tor fernzuhalten. Gegen den Ball organisierten sie sich in einem 3-4-3 mit enger Raute im Mittelfeld. Dadurch erschufen sie Überzahl im Zentrum und nahmen die Unterzahl am Flügel bewusst in Kauf, in dem Wissen, dass sie unsere bevorzugten Passwege durch's Zentrum und die Halbspuren blockieren. Somit mussten wir unsere Spieleröffnung aus ungewohnteren Positionen stattfinden lassen und Handlungsoptionen schaffen, die bislang eher selten vorkamen. In der Folge fiel das Herausspielen von Torchancen extrem schwer. Wir waren zwar mit Ball einmal mehr das aktivere Team, doch zählbares kam dabei nicht herum.
Wie in den beiden Aufeinandertreffen zuvor neutralisierten sich unsere beiden Mannschaften nahezu vollständig. Jedes Mal waren es sehr intensive und unruhige Duelle, in denen ein kontrolliertes und prinzipienbasiertes Spiel über 90 Minuten nahezu unmöglich war. Immer wieder zwang man uns in Eins-gegen-Eins-Situationen, die wir unbedingt vermeiden wollten und schlussendlich zu Ballverlusten und Umschaltmomenten für den Gegner führten. Nach etwas mehr als einer Stunde kam es nach einem solchen dann schließlich zu einem Freistoß für Ibbenbüren, der links von unserem Strafraum unweit des Tores eine aussichtsreiche Möglichkeit darstellte. Unsere Torhüterin konnte den ersten Abschluss aus kurzer Distanz zwar herausragend parieren, doch der Nachschuss aus noch kürzerer Distanz war dann schlicht nicht mehr zu verteidigen - 0:1.
Nach diesem Rückschlag waren Kontrolle und Prinzipien in diesem Spiel vollständig Geschichte. Der Gegner konnte sich nun ganz auf's Kontern konzentrieren und wir versuchten mit unseren Wechseln und einer Umstellung den Druck nach vorne zu erhöhen. Doch es half nichts. Endstation war spätestens vor der gegnerischen Abwehrkette, die konsequent vermied, dass unsere Angreiferinnen aufdrehen oder einen Tiefenlauf starten konnten. So blieb es am Ende beim 0:1 - auch weil Ibbenbüren noch die eine oder andere Einladung per Konter zu erhöhen glücklicherweise ablehnte.