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Taktik Trainingspraxis Jugend

BVB-Junioren: In erster Linie denken

Aus der Redaktion

Wer von seiner Mannschaft einen ebenso erfolgreichen wie ansehnlichen Fußball sehen will, muss klare Vorstellungen davon haben, wie sie auf dem Platz agieren soll. Mindestens genauso wichtig ist es außerdem, diese Vorstellungen adäquat zu vermitteln. Eine Möglichkeit, in Ballbesitz einen erfolgversprechenden Plan zielstrebig zu verfolgen, ist das Agieren entlang gedachter Linien aus Gegenspielern. Marco Lehmann und Christopher Kruse erläutern die zugrundeliegenden Überlegungen und zeigen, wie sich die Prinzipien effektiv in Spielformen trainieren lassen.


Gegner überwinden

Ihre Vorstellungen, wie Lehmann und Kruse Spiele für sich entscheiden wollen, vermitteln die Coaches vorwiegend über spielstil-adäquate Prinzipien. Als besonders hilfreiches Prinzip hat sich für sie das „Arbeiten mit gedachten Linien“ herausgestellt. Diese Herangehensweise stellt für die Spieler eine große Erleichterung im Ballbesitz dar, indem sie ihre Sicht auf das Spiel verändert. So stellen sich z. B. die Verteidiger im Spielaufbau eine Linie auf Höhe der gegnerischen Spitzen vor. Dann versuchen sie, den Ball hinter diese Linie zu spielen oder sie zu überdribbeln. Gelingt es, sind diese Gegenspieler (vorerst) aus dem Spiel genommen. Letztlich geht es darum, mit Ball am Gegner vorbeizukommen und dabei Zweikämpfen aus dem Weg zu gehen. Dazu müssen die Spieler Räume hinter den entsprechenden Gegenspielern erkennen und bespielen können.


Denken und Handeln strukturieren

Das Vorstellen von Linien aus Gegenspielern hilft, das Denken und Handeln auf dem Platz zu strukturieren und so die Qualität der Aktionen zu erhöhen. Doch auch als Trainer können wir von gedachten Linien profitieren. Als Visualisierungshilfe erleichtern sie beispielsweise den Spielern vorzugeben, auf welcher Höhe sie agieren müssen oder wie sie im Spielaufbau einen Zweikampf umgehen. So bieten die Linien den Spielern Orientierung auf dem Feld und Trainern die Möglichkeit, dem Spieler Empfehlungen an die Hand zu geben, auf Basis derer er Entscheidungen treffen kann, die auch seine Mitspieler voraussehen können. Daraus resultiert ein in sich schlüssiges kollektives Verhalten zur Steigerung der Wahrscheinlichkeit positiver Spielausgänge.

Anzahl gegnerischer Linien in exemplarischen Formationen

4-4-2

3 Linien im 4-4-2:
Im 4-4-2 bilden die beiden Angreifer 9 und 10 die erste zu überspielende Linie. Die zweite Linie besteht aus der Mittelfeldreihe (7, 6, 8 und 11) und die letzte aus der Viererkette 2, 4, 5 und 3.

4-2-3-1

4 Linien im 4-2-3-1:
Im Gegensatz dazu findet sich im 4-2-3-1 eine weitere Linie durch die Ausdifferenzierung des Mittelfelds in Offensive (7, 10 und 11) sowie Defensive (6 und 8).

PreviousNext

Das Verhalten in Ballbesitz: Spielaufbau

Für die Strukturierung des Ballbesitzes bekommen die Spieler hierarchisch geordnete Handlungsempfehlungen mit auf den Weg. So soll der jeweilige Ballbesitzer ständig überprüfen, ob ein Überspielen oder Überdribbeln der jeweils nächsten Linie realisierbar ist, und soll es tun, wenn die Situation es erlaubt. Ist das nicht der Fall, sollen die anderen Spieler durch Laufwege in die Tiefe, Verlassen des Deckungsschattens, Freiziehen von Räumen, Entgegenkommen etc. das Überwinden der Linie ermöglichen. Ist das dennoch nicht möglich, gilt es, eine neue Situation herzustellen. 

Aufgrund der Nähe zum eigenen Tor kommt es im Spielaufbau darauf an, die erste Linie des Gegners so zu überspielen, dass Zweikämpfe vermieden werden. Daher empfiehlt es sich, in Überzahl und mit möglichst wenigen Kontakten zu agieren. So lässt sich der Spielaufbau einfach gestalten. Das setzt wiederum eine gute Vorbereitung der Aktionen und dementsprechend auch ein kollektives Verständnis der Situation voraus. Außerdem bedarf es einer gewissen Geduld, um den Gegner zu bewegen. Das Ziel muss es dann sein, dynamische Situationen zu erwirken, die Durchbrüche und eine gute Spielfortsetzung ermöglichen. Die Optionen für das Überwinden der ersten Linie lassen sich grob in drei Kategorien unterteilen und priorisieren:

  1. Die erste Linie überspielen
  2. Den Mitspieler auf Höhe der ersten Linie anspielen, der mit dem ersten Kontakt dahinter gelangt.
  3. Die erste Linie überdribbeln.

Training des Spielaufbaus mit Hilfe von Linien und Zonen

Übung 1
3 Trainingsformen

Spielaufbau

Spielaufbau

Übung 1
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1 / 3

ORGANISATION

  • Ein 20 x 15 Meter großes Feld mit einer 10 Meter tiefen Mittelzone markieren.
  • 3 Teams zu je 2 Spielern bilden (hier: Blau, Rot und Gelb).

ABLAUF

  • Blau spielt mit Gelb auf Ballhalten und versucht, flach durch die Mittelzone zu passen.
  • Rot darf die Mittelzone nicht verlassen und die beiden anderen Teams dürfen die Mittelzone nicht betreten.
  • Erobert Rot den Ball, tauscht es mit der Mannschaft, die den Ball verloren hat.

VARIATION

  • Einen Wettbewerb durchführen: Welche Mannschaft lässt in 90 ­Sekunden die wenigsten Pässe durch die Mittelzone zu?

 

Übung 2
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2 / 3

ORGANISATION

  • Ein 40 x 25 Meter großes Feld mit ­einer Mittellinie sowie jeweils ca. 8 Meter tiefen Aufbauzonen (gelb markiert) gemäß Abbildung markieren.
  • Ein Fünfer-Team Blau und ein Vierer-Team Rot bilden.
  • Je 2 Spieler von Blau in den Aufbauzonen und den fünften im Feld postieren.
  • Je 2 Spieler von Rot stehen in jeweils einer Hälfte.

ABLAUF

  • Blau versucht, im 3 gegen 2 in die gegenüberliegende Aufbauzone zu verlagern. 
  • Blau darf aus der Aufbauzone dribbeln oder passen.
  • Rot darf die Aufbauzonen und die andere Hälfte nicht betreten.

VARIATION

  • Zur Erleichterung lassen die beiden Spieler Rot in der ballfernen Hälfte die Verlagerung zu.

 

Übung 3
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3 / 3

ORGANISATION

  • Ein 30 x 50 Meter großes Feld mit zwei ca. 8 Meter tiefen Aufbauzonen gemäß Abbildung markieren.
  • Ein Siebener-Team Blau und ein Sechser-Team Rot bilden.
  • Je 2 Spieler von Blau in den Aufbauzonen postieren.
  • Die übrigen Spieler befinden sich in der mittleren Zone.

ABLAUF

  • Blau versucht, flach in die andere Aufbauzone zu spielen. 
  • Befindet sich der Ball in einer Aufbauzone, darf ein Spieler von Rot dort Druck auf den Ballführenden ausüben. 
  • Nach Balleroberung darf Rot die Aufbauzonen betreten und auf ein ­beliebiges Minitor kontern.

 

Das Training dieses komplexen Verhaltens, das auf gruppen- und individualtaktischen Elementen basiert, lässt sich effektiv gestalten, indem die Übungs- oder Spielform immer in den entsprechenden Räumen stattfindet, sodass die Spieler die Prinzipien dort trainieren, wo sie sie auch im Wettspiel anwenden müssen. Dabei ist es unabdingbar, die Trainingsformen abwechslungsreich zu gestalten, wenngleich das Hauptaugenmerk darauf liegen sollte, die entscheidenden Handlungsmuster in jeder Form wiederzusehen, und entsprechend coachen, um das Bewusstsein jedes Spielers dafür zu schärfen. Das bedeutet aber auch, dass alle Formen so entwickelt werden müssen, dass das Überspielen und Überdribbeln sowie die gewünschten Positionierungen und Freilaufbewegungen immer wieder provoziert werden, ohne dass explizit darauf hingewiesen werden muss.


Der Beitrag über die Trainingsmethoden der BVB-Junioren erschien in der Ausgabe 8/20 von Fußballtraining. Er enthält weitere Trainingsformen zum Überspielen von Linien in verschiedenen Spielphasen. Die Ausgabe kann hier nachbestellt werden.

Fußballtraining: Die Zeitschrift für Trainer!

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