2.
DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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Einzeltests und den Gesamtscore dar. Es zeigt sich, dass
die Tests Ballkontrolle, Schnelligkeit und Dribbling die
Tests mit den höchsten relativen Chancenverhältnissen
sind. Dagegen fallen die Tests Torschuss und Gewandt-
heit in dieser Hinsicht deutlich ab, auch wenn sie in ei-
nem gewissen Maße immer noch prognostisch valide
sind. Abbildung 7 verdeutlicht zudem, dass je nach Sich-
tungsstufe ein jeweils anderer Einzeltest das beste rela-
tive Chancenverhältnis liefert. Es können also keine Pau-
schalaussagen getroffen werden, welcher Einzeltest
jeweils die höchste Prognosevalidität besitzt (dies vari-
iert zusätzlich auch noch mit der Altersstufe).
Zusammenfassung
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die
technomotorische Leistungsdiagnostik im DFB-Talent-
förderprogramm über das Leistungs- und Entwicklungs-
profil wichtige Informationen für die Trainingspraxis
liefern kann. Des Weiteren sind die Einzeltests und vor
allem der Gesamtscore in dem Sinne prognostisch vali-
de, dass zukünftig für höhere Fördermaßnahmen gesich-
tete Spieler bereits in der U12 im Durchschnitt bessere
Testleistungen erzielen. Für die individuelle Talentprog-
nose kann festgehalten werden, dass Spieler mit besse-
ren Testleistungen eine relativ bessere Chance haben,
zukünftig gesichtet zu werden. Auch wenn damit die
Diagnostik den Trainern und dem Verband wichtige Zu-
satzinformationen bieten kann, bleibt eine für den Ein-
zelfall exakte, verlässliche Talentprognose utopisch. Für
die Talentauswahl und die gezielte Förderung der Talen-
te kommt damit auch in Zukunft der Kompetenz des
Nachwuchstrainers, Talente zu erkennen und individuell
zu fördern, die entscheidende Bedeutung zu.
Die Bestimmung relativer Wahrscheinlichkeiten lässt sich
mit den ABC-Kategorien (vgl. hierzu Abb. 1) fortführen,
die mithilfe der Ergebnisse der U12-Diagnostik gebildet
wurden. In Abbildung 6 wird die Leistungskategorie C
als Referenzkategorie betrachtet. Dem Diagramm ist
dann zu entnehmen, dass Spieler, die in der U12 als
A-Spieler in der Diagnostik klassifiziert wurden, mit einer
siebenmal höheren Wahrscheinlichkeit in eine DFB-Juni-
orennationalmannschaft berufen wurden als C-Spieler.
B-Spieler besitzen dagegen nur eine 2,3-mal höhere
Chance als C-Spieler. Des Weiteren zeigt Abbildung 6,
dass OR mit der Höhe der Sichtungsstufe ansteigt. Je
höher also die Sichtungsstufe, desto prognostisch vali-
der ist die U12-Diagnostik.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Diagnostik im Ein-
zelfall den zukünftigen DFB-Juniorennationalspieler
oder sogar Bundesligaspieler vorhersagen kann. Denn
aufgrund der statistischen Seltenheit einer LV-Nominie-
rung – beispielsweise haben es von den in der U12 getes-
teten Stützpunktspielern nur 3,3% in die LV-Auswahl für
ein DFB-Sichtungsturnier geschafft – kann anhand der
Testung eben nicht genau vorhergesagt werden, dass
ein bestimmter Spieler eine LV-Nominierung erhält. Mit
der Diagnostik lässt sich aber sagen, dass ein Spieler –
unter sonst gleichen Bedingungen – bessere Chancen als
ein anderer Spieler hat (deshalb „relatives“ Chancenver-
hältnis).
Vergleich der Einzeltests
Für die Praxis ist in diesen Zusammenhängen die Frage
interessant, welcher Einzeltest besonders valide ist. Ab-
bildung 7 stellt hierzu das relative Chancenverhältnis
eines A-Spielers im Verhältnis zu einem C-Spieler für alle
ABB. 7
RELATIVES CHANCENVERHÄLTNIS“ EINES A-SPIELERS IM VERGLEICH ZU EINEM C-SPIELER FÜR
SPÄTERE NOMINIERUNG
(
ABC-Kategorisierung gemäß der Leistungen in den Einzeltests U12-1 am Stützpunkt)
Odds Ratio
(
Chancenverhältnis der Testkategorie A:C)
LZ (N=1231)
LV (N=504)
DFB (N=200)
TS GW
BK SL20 DR SC
6
5
4
3
2
2,0 1,9
2,9
3,3 3,4
4,4
2,1 2,0
4,1
3,2
3,9
5,5
1,8
2,5
4,2
4,7
4,4
7,0
7
1