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Für die Spieler ist wichtig zu lernen, fußballtypische Si-
tuationen mit Risikopotenzial zu meistern. Dies können
sein:
Vereinswechsel (neue Umgebung, fremde Sprache,
soziale Isolation)
Impulskontrolle (Aggressivität, Foulspiel, Verletzungen)
Work-Life-Balance (Trennung von Familie und Freunden)
Verletzungen (Angst vor Sportinvalidität, unbestimmte
Wiederkehr in die Mannschaft)
Fremdbestimmung (Mannschaftsaufstellung,
Finanzverwaltung, Zeiteinteilung)
Medien (Provokationen, Anschuldigungen)
Für die Vereinsführung und den Trainer, die ebenfalls
einem gewissen Krankheitsrisiko ausgesetzt sind, ist es
wichtig zu lernen, Situationen mit Risikopotenzial zu ver-
meiden. Für anzuratende Lernprozesse sollten ggf. auch
externe Coaches für Führungskräfte hinzugezogen wer-
den. Nicht zuletzt ist ein angemessener Umgang mit ver-
schiedenen Gruppierungen wie Fans, Investoren, Spon-
soren, Ehrengäste und Medien zu beachten bzw. zu
erlernen“, z.B. sollte man auf Provokationen gelassen
reagieren usw.
Die vielleicht wichtigste Empfehlung hinsichtlich des so-
zialen Vereinsklimas insgesamt ist, die vereinsinterne
Kommunikation zu verbessern, eine angemessene
Transparenz der Leitungsentscheidungen wie Trainer-
oder Spielerwechsel, Spielerverkäufe, Aufstellungen
usw. gegenüber den Betroffenen herzustellen.
Schließlich ist ein sinnvolles Zeitmanagement zwecks
Vermeidung emotionaler Erschöpfung bzw. im Sinne
vernünftiger Regeneration anzuraten. Ich habe oft das
Gefühl, dass die Spieler zu viel Fußball spielen und mit zu
vielen Aufgaben im Interesse des Vereins (Werbetermi-
ne usw.) belastet werden.
Depressionen sind ein Terrain für Angst und Spott und psychiatrische
Behandlungen können nach wie vor mit Stigmatisierungen einhergehen.
Im Berufsfußball kommt es natürlich auch zu einer Inter-
aktion zwischen endogenen und exogenen Faktoren. Es
gibt Menschen die in bestimmten dramatischen Situatio-
nen mit einer traurigen Verstimmung reagieren und an-
dere, die manifest krank werden. Wiederum andere be-
sitzen eine Resilienz, erstarken sogar daran.
Was exogene Faktoren wirklich beim Menschen anrich-
ten können, hat man im Ersten Weltkrieg im Fall der
Kriegszitterer“ unter den Soldaten gesehen. Und doch
haben diese schweren psychischen Veränderungen nur
einige erleiden müssen, obwohl alle Soldaten mehr oder
weniger ähnlich schreckliche Situationen erleben muss-
ten. Es gibt eben einerseits den Schutz oder anderer-
seits eine bestimmte Vulnerabilität im Erbgut, wobei
Letzteres dann durch frühkindliche oder spätere biogra-
fische Erfahrungen zu einer erhöhten Verletzbarkeit
führen kann.
Charles Darwin hat es seinerzeit schon auf den Punkt ge-
bracht: Nicht die Stärksten oder Intelligentesten überle-
ben, sondern die, die am schnellsten auf Veränderungen
reagieren können.
Strategische Konsequenzen für den
Profifußball
Daran anknüpfend müssen im Berufsfußball als speziel-
ler Mikrokosmos auch spezielle Strategien des Gesund-
heitsmangements angewendet werden:
Die Kompetenz der Vereinsärzte soll im Bereich
psychischer Erkrankungen erhöht werden.
Sportpsychologen sollen neben den traditionellen
Aufgaben (psychologisches Training, „mentale Stär-
kung“) ihre Kompetenz im Bereich Früherkennung
schärfen
Ich empfehle die Entwicklung eines externen Kom-
petenznetzwerkes aus klinischen Psychologen, Fach-
ärzten, Psychotherapeuten, Moderatoren und „Coa-
ches“, um den Spielern ggf. mit passenden gesundheits-
fördernden Maßnahmen, z.B. das Erlernen von Impuls-
kontrollen usw., helfen zu können.
Risikofaktoren (individuelle Laborergebnisse)
Prävention
Früherkennung
Therapiemaßnahmen (extern)
Spezifische Rehabilitation