2.
DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
1 6 5
eine nicht geklärte Problematik, die wissenschaftliche
Evidenz einzelner Methoden in der individuellen Betreu-
ung gleichwohl vorhanden. Es geht ggf. auch um eine in-
dividuelle Return-To-Play-Strategie. Fallserien wären ein
interessanter Zugang in Bezug auf das Thema. Es ist an-
gesichts der Komplexität einer Analyse insgesamt aber
sicher schwierig, einen korrekten statistischen Zugang
zu finden, um an verlässliche Daten zu kommen.
Wünschenswert wäre jedenfalls, eine individuelle Cha-
rakterisierung über eine Art Athletenpass zu entwickeln.
Das ist aber methodisch sehr anspruchsvoll. Athleten,
Trainer und Ärzte sind bis dato häufig auf „eigene“ Er-
fahrungen angewiesen. Eine individualisierte Analyse
auf Basis verlässlicher Daten bietet daher das Potenzial
einer zukünftig optimierten medizinischen Betreuung
von Athleten. Die Wissenschaft steht entsprechend in
der Pflicht.
Mögliche Projekte
Eine Datenbank, die Verletzungsinzidenz, Faktoren-
analyse und Strukturbewertung einschließlich der Er-
klärung von Zusammenhängen ermöglicht.
Analysen der Erstinzidenz im Nachwuchssport, um
die Vermeidung solcher Verletzungen und damit auch
schwierige Pathologien im Erwachsenenalter zu begün-
stigen.
Etablierung der Analyse von moderierenden Einfluss-
faktoren was Verletzungsinzidenz und mögliche Präven-
tion angeht, methodisch bezogen auf Peer Groups (Mit-
telwerte) und auf individuelle Verläufe (Abb. 2).
im Nachwuchs- und Spitzenbereich ermittelt und aufbe-
reitet würden. Es ist also der Aufbau einer deutschen
Verletzungsstatistik zu empfehlen. Dabei geht es auch
darum, Ausfallzeiten zu erfassen (auch außerhalb von
Verletzungen, psychosoziale Faktoren, allgemeinmedizi-
nische Erkrankungen, duale Karriere).
Nachwuchs
Ein besonderer Fokus sollte auf dem Nachwuchsspit-
zensport bzw. -fußball liegen. Mittels einer systemati-
schen Literaturanalyse (publiziert von K. Steffen in
BJSM 2010) waren nur wenige medizinische Perspekti-
ven auf den Nachwuchsfußball auszumachen. In 13 Un-
tersuchungen, davon 10 prospektiven, ging es um Athle-
ten zwischen 14 und 18 Jahren. Es gibt die Erkenntnis,
dass die Verletzungsrate pro Jahr zwischen rund 70 und
5
Verletzungen pro 1000 Stunden Exposition variiert. Ei-
ne Quote von 0.2 bis 4 Verletzungen pro Athlet pro Sai-
son wurde ermittelt. Bei der Verletzungsrate liegt Fuß-
ball hinter Hockey, aber vor Badminton, Turnen und Ru-
dern.
Diese Datenlage erlaubt keine abschließende Beurtei-
lung. Da bekannt ist, dass Vorverletzungen die Haupt-
prädiktoren für spätere Pathologien sind, sollte die me-
thodische und wissenschaftliche Betreuung der Nach-
wuchsathleten eine höhere Priorität erhalten.
Individuelle Verläufe
Eine hohe Relevanz hinsichtlich methodischer Optimie-
rung ist dem Aspekt der Individualität zuzuweisen. Eine
stärkere Fokussierung auf die Individualität sollte analog
zu Forschungsprojekten in anderen wissenschaftlichen
Disziplinen auch in der Medizin vorangetrieben werden.
Die optimale individuelle Athletenbetreuung ist derzeit
Im deutschsprachigen Raum lassen sich hinsichtlich einer genderspezi-
fischen Trainingswissenschaft nur wenige Daten extrahieren.