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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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im Fußball konzeptionell angewendet werden. Das heißt,
sie sollten generell und dauerhaft sowie individuell und
teambezogen zum Einsatz kommen und dies sollte durch
jeweils angezeigte andere Maßnahmen angemessen vor-
bereitet werden. Daher ist es zwingend notwendig, dass
Krafttraining auch im Nachwuchsbereich installiert ist.
Wenn ein Akteur erst einmal in der Bundesliga und
womöglich in der Champions League spielt, bleiben nicht
viele Trainingskapazitäten, um die Athletik zu verbes-
sern und Kraftdefizite zu beseitigen.
Insgesamt ist die Bedeutung der Methoden abhängig
vom dominanten Trainingsziel: Basisentwicklung bezüg-
lich der Kraftfähigkeiten einerseits und der bestmög-
licher Transfer in Zielbewegungen andererseits.
Das heißt, ein Konzept des konditionellen Trainings spe-
ziell auch im Kraftbereich muss differenziert angelegt
sein. Will man zunächst die Basisfähigkeiten in den Vor-
dergrund rücken, wird man tendenziell stärker die Er-
höhung des Muskelquerschnitts, das IK-Training und das
Kraftausdauertraining betonen. Wird der bestmögliche
Transfer in die Zielbewegung angestrebt, sind Schnell-
kraftmethoden zu präferieren.
Es ist zu berücksichtigen, dass die Basisentwicklung der
Kraftfähigkeiten Zeit benötigt, ein weiterer Grund dafür,
frühzeitig mit dem systematischen Training zu begin-
nen. Es ist physiologisch quasi unmöglich, dies mal eben
während einer Saisonvorbereitung entwickeln zu wollen.
Noch heute trifft man häufig auf das Vorurteil, dass
Krafttraining langsam mache. Nicht zuletzt dank Diet-
mar Schmidtbleicher und der Frankfurter Gruppe weiß
man längst, dass das generell nicht zutrifft, auch wenn
dies zumindest kurzfristig nicht ganz von der Hand zu
weisen ist. Damit komme ich zu der Regenerations-
studie, die Mitte der 1990er Jahre federführend von
Ulrich Flick durch besagte Gruppe realisiert wurde.
Anfang der Trainingswoche wurde eine Krafttrainings-
einheit gemäß der in der Trainingslehre beschriebenen
Prinzipien durchgeführt und anschließend wurden die
Leistungsverläufe an den der Krafttrainingsbelastung
nachfolgenden Tagen gemessen.
Die Abbildung 1 zeigt am Beispiel der Sprunghöhe als
Maß der explosiven Leistungsbereitschaft der Muskula-
tur die isolierte Wirkung der einzelnen Methoden
Verbesserung der intramuskulären Koordination (IK-
Training) (90-100% 1RM), das Kraftausdauertraining
(40-60% 1
RM) und Schnellkraftmethoden, aufgeschlüs-
selt in die traditionelle SK-Methode, die ballistische
SK-Methode sowie das Sprungkrafttraining (Plyometrie,
Reaktivkrafttraining, DVZ-Training).
Für den Fußball ist Folgendes zu berücksichtigen: Den
eher laktazid-geprägten Methoden für den Muskelauf-
bau und die Kraftausdauer steht das Hochintensitäts-
training gegenüber, das durch weniger Stoffwechsel-
aktivitäten im anaerob-laktaziden Bereich gekennzeich-
net ist. Mit den laktaziden Formen werden möglicherwei-
se störende Ermüdungseffekte ausgelöst. Das IK-Trai-
ning löst ziemlich umfassende Effekte gerade im neuro-
nalen System aus und wäre rein theoretisch, weil es
auch keinen Körpergewichtszuwachs mit sich bringt, die
ideale Methode. Der Nachteil ist, dass das Arbeiten im
Bereich 90-100%iger Intensität die Belastbarkeit des
passiven Bewegungsapparates voraussetzt, d.h., Anpas-
sungen auch der Muskulatur sind notwendig. Ohne diese
Voraussetzung mit dieser Intensität in das IK-Training
einzusteigen, erscheint mir wenig zielgerichtet.
Das Plädoyer kann nur sein, zumal Krafttraining zu den
primär wichtigen konditionellen Trainingsstrategien zur
generellen und spezifischen athletischen Entwicklung ei-
nes Fußballspielers zählt, dass die genannten Methoden
ABB. 1
REGENERATIONSZEITEN NACH
KRAFTTRAINING
Sprunghöhe (%)
VT
NT
N1
N3
N24
N48
N72 N168
106
104
102
100
98
96
94
92
90
88
86
84
82
80
Gruppenmittelwertverläufe der Sprunghöhe (SH in % des Vortrainings-
wertes) nach Krafttrainingseinheiten mit unterschiedlichen Zielsetzungen
und unterschiedlicher Belastungscharakteristik
RK = reaktives Sprungkrafttraining; IK = intramuskuläre Koordination;
MA = Muskelaufbautraining; KA = Kraftausdauertraining;
VT = vor der Trainingseinheit (TE); NT = direkt nach der TE;
N1 = 1h nach der TE; N3 = 3h nach der TE; N24 = 24h nach der TE;
N48 = 48h nach der TE; N72 = 72h nach der TE; N168 = 168h nach der TE
KA
MA
IK
RK
Frick et al. (1995), BISp-Jahrbuch