Spielanalysen – Instrumente der
Leistungsoptimierung
Seit der Jahrtausendwende haben jene Publikationen
stetig zugenommen, die sich mit Spielanalysen im Fuß-
ball befassen. In den letzten drei Jahren waren es jeweils
um die hundert Werke oder mehr, die sich mit den ver-
schiedensten Facetten des Themas auseinandergesetzt
haben. Einer der Gründe für diesen starken Zuwachs ist
die heutige Verfügbarkeit technologischer Möglichkei-
ten, um ein Training oder Spiel überhaupt sinnvoll analy-
sieren zu können. Prinzipiell ist das erhöhte Interesse
mit dem Streben nach effizienter Leistungsoptimierung
verbunden. Es geht darum, physische Aktivitätsprofile
der Spieler anzulegen und mit physiologischen Voraus-
setzungen in Verbindung zu bringen, um adäquate Trai-
ningsziele zu definieren. Oder auf den Punkt gebracht:
Es soll Wissen generiert und den Trainern vermittelt
werden, wie sie die Leistung der Spieler verbessern kön-
nen. In diesem Zusammenhang sind Spielanalysen
natürlich auch für die Wissenschaft interessant.
Die Relevanz von Spielanalysen für den Fußball lässt
sich anhand der theoretischen Überlegung erahnen,
dass die Leistung beim Fußball im Wesentlichen, auch
wenn dies keine einfache Additionsrechnung ist, von
drei teilweise messbaren Komponenten mitbestimmt
wird: die Entfaltung der technischen, taktischen und
physischen Potenziale einer Mannschaft und der Spieler.
Charakteristische Aktivitäten
im (Elite-)Fußball
Zunächst ist festzustellen, dass hinsichtlich des Lauf-
pensums im Spitzenfußball Distanzen zwischen 9 und 14
km zurückgelegt werden, abhängig von der Position:
Verteidiger
=> 8,8 - 14,2 km
Innenverteidiger => 9,03 – 11,1 km
Mittelfeldspieler => 9,64 – 12,97 km
Angreifer
=> 8,51 – 11,25 km
Diese Strecken werden in unterschiedlichem Tempo
zurückgelegt. Die größten Anteile der Spielzeit absolvie-
ren die Spieler stehend oder gehend (60%) und langsam
laufend (25%). 10% der Spielzeit laufen die Spieler mit
einer höheren Intensität, einer Geschwindigkeit etwas
über 15 km/h. Und nur 5% der Spielzeit werden in einer
besonders hohen Intensität, mit etwa 19 km/h absolviert.
Man kann davon ausgehen, dass die intensiven Laufan-
teile von 10 bis 20% der Spielzeit für die Leistung be-
deutend sind.
Dabei ist nicht nur der Umfang als solcher zu berück-
sichtigen, sondern auch der Charakter der Aktionen.
Fußball ist durch viele kurzdauernde Aktivitäten ge-
prägt, plötzliche Sprints, Richtungswechsel usw. 1000
bis 1400 solcher kurzen (reaktiven) Aktionen können in-
dividuell pro Spiel gezählt werden. Alle 4 bis 6 Sekunden
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FUSSBALLTRAINING
Spielanalysen dienen u.a. dazu, ein Profil insbesondere der bis zu 250 hoch-intensiven Aktivitäten von
Elitefußballern (HF
max
bis 85%, Blutlaktat bis zu 12 mmol/l) zu entwickeln und in diesem Kontext Trainings-
ziele wie die Verbesserung physiologischer Voraussetzungen zu definieren. Forschungsergebnisse zeigen
große Variationen in den Profilen und physiologischen Leistungswerten und deuten an, dass sich die
Leistungsrelevanz solcher Aktivitäten und entsprechender physiologischer Adaptionen erst im Kontext
technischer und taktischer Leistungskomponenten näher erschließt. Die einseitige Akzentuierung
bestimmter Trainingsschwerpunkte, z.B. Krafttraining, scheint daher nicht unbedingt sinnvoll.
Aus Spielanalysen abgeleitetes
(
physiologisches) Anforderungsprofil
im Fußball
Dr. Franco Impellizzeri, Ph.D., Schulthess Klinik Zürich