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WETTKAMPF
AKTUELLE WISSENSCHAFT FÜR DEN SPITZENFUSSBALL
Flüssigkeitshaushalt und
Trinkmanagement
Prof. Dr. med. Andreas Nieß
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Schwitzraten variieren je nach Geschlecht, indivi-
duellen Veranlagungen, Art der Belastung und
Temperatur. Im Fußball beträgt die Dehydratation,
gemessen an der relativen Abnahme des Körperge-
wichts, im Mittel 1 bis 1,5%, wobei einzelne Spie-
ler deutlich darüber liegen können. Zu den poten-
ziellen Effekten einer Dehydratation zählt die Ab-
nahme der Ausdauerleistungsfähigkeit ab etwa
2%.
Die anderen konditionellen Fähigkeiten kön-
nen zum Teil etwas höhere Dehydratationszustän-
de tolerieren. Während des Spiels sollte daher ei-
ne Körpergewichtsreduktion um nicht mehr als
2%
angestrebt werden.
Flüssigkeitshaushalt – Schwitzraten
Abbildung 1 zeigt die Schwitzraten in Liter pro Stunde
für unterschiedliche Ausdauer- und Spielsportarten.
Man geht normalerweise davon aus, dass insbesondere
Ausdauersportler unter einem hohen Flüssigkeitsverlust
leiden. Allerdings werden auch in Spielsportarten relativ
hohe, teilweise sogar höhere Schwitzraten erzielt. Die
Schwitzrate fußt zum einen auf den Umgebungsbedin-
gungen. Andererseits ist sie abhängig von der endoge-
nen Wärmeproduktion. Die wiederum ist abhängig von
der Belastungsintensität. In Sportarten wie Squash oder
American Football finden wir sehr hohe, intermittieren-
de Belastungsintensitäten, die entsprechend hohe Wer-
te nach sich ziehen.
Im Fußball finden wir je nach Temperatur, Luftfeuchtig-
keit, Belastungsart und Geschlecht unterschiedliche
Schwitzraten (Abbildung 2). Die ersten drei Studien ver-
deutlichen die Schwitzraten bei unterschiedlichen Um-
gebungstemperaturen im Training. Das eigentlich Inter-
essante ist, dass bei kühleren Temperaturen (5° C),
allerdings höherer Luftfeuchtigkeit (81%), die Schwitz-
rate nicht wesentlich geringer ausfällt als bei den erhöh-
ten Umgebungstemperaturen. Das gleiche trifft auf eine
entsprechende Spielbelastung bei 7° C zu. Interessant
ist weiterhin, dass wir einen eindeutigen Geschlechter-
effekt haben. Die Schwitzraten von Frauen im 90-minüti-
gen Fußballtraining liegen deutlich unter denen von
Männern. Dies muss bei den Trinkempfehlungen ent-
sprechend berücksichtigt werden. Nicht unbeachtet blei-
ben sollten die Schwitzraten von Schiedsrichtern und
Assistenten. Auch für diese ist es wichtig, ausreichend
Flüssigkeit zuzuführen, um kognitive Einschränkungen
durch Dehydratation zu verhindern.
Trinkverhalten
Einige Studien erfassten nicht nur die Schwitzmenge,
sondern auch das Trinkverhalten (siehe Abbildung 3). So
wurden den Spielern Getränke angeboten, die sie nach
Belieben zuführen konnten. Bei keiner der durchgeführ-
ten Studien überschritt die Trinkmenge die Schwitzmen-
ge, was auch nicht sinnvoll wäre. Es ist durchaus in Ord-
nung, wenn nicht die komplette Menge ersetzt wird. Auf-
fällig ist jedoch das Trinkverhalten bei den erniedrigten