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der Aktion, sondern auch das Motto des Abends. „Die

Veranstaltung ist Anerkennung für den großen Einsatz

aller Schiedsrichter an der Basis“, sagt Herbert Fandel,

der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses.

TOLLE ATMOSPHÄRE

Die feierliche Gala ist der Höhepunkt eines ereignisrei-

chen Programms, das bereits amMittag beginnt. Direkt

nach der Ankunft können die Schiedsrichter imDEKRA-

Überschlagssimulator ausprobieren, wie man sich aus

einemAutobefreit, das auf demKopf steht. Inder Hotel-

lobby hat Katrin Schubert gerade ihre Zimmerschlüssel

bekommen. Sie ist als Preisträgerin aus Hamburg ange-

reist und hat schon erste Kontakte geknüpft: „Ich freue

mich vor allemdarüber, einige neue Schiedsrichter ken-

nenzulernen – ansonsten trifft man ja meist nur die

Schiedsrichter aus dem eigenen Verband.“ Katrin Schu-

bert ist seit neun Jahren Schiedsrichterin und koordi-

niert als Schiedsrichter-Obfrau die Ansetzungen ihres

Vereins.

Vor dem Hoteleingang herrscht bereits ausgelassene

Stimmung:DiePreisträgerversammelnsichfüreinGrup-

penfoto vor einer Backsteinmauer. Auf der Leiter steht

der Fotograf undgibtAnweisungen. NachgetanerArbeit

strömt die Gruppe mit viel Gelächter durch den Son-

nenschein. Und nach einem stärkenden Mittagsimbiss

geht’s direkt weiter in die Busse, die schon parat stehen.

WährendmansichindenVerkehreinreiht,beginntbereits

die Stadtführerinmit ihrenAusführungen zur Stadt Leip-

zig. So erfahren die Zuhörer unter anderem, dass Leipzig

der Gründungsort des Deutschen Fußball-Bundes ist,

dass hier der junge Wagner geboren wurde und dass

stetigTouristenzurletztenRuhestättevonJohannSebas-

tian Bach pilgern. Während die Blicke der Businsassen

auf der Oper oder dem Völkerschlacht-Denkmal ruhen,

macht sich das nahende Top-Spiel der Bundesliga

zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern München im

Stadttrubel bemerkbar: Anhänger beiderMannschaften

strömen in die Straßenbahnen, rote Schals dominieren

die Szenerie.

Das Stadion ist zugleich auch Endstation für die Busse

der Schiedsrichter. Vom Parkplatz geht es direkt zu den

Sitzplätzen imUnterrang, wodieUnparteiischenan ihrer

neutralen Kleidung leicht zu erkennen sind. Während

sich links und rechts von ihnen die Fanmassen warm

singen, läuft auf demPlatz das Schiedsrichter-Teamauf:

Tobias Stieler, Sascha Thielert, Dr. Matthias Jöllenbeck

und Sven Jablonski, natürlich unter genauer Beobach-

tung der Kollegen auf der Tribüne. Schon sofort nach

Anpfiff wird klar, dass die Vier heute einiges zu tun

bekommen.DasSpielderbeidenTop-Platziertenbeginnt

mit hohem Tempo, und es dauert keine Minute, bis das

erste Tor für Leipzig fällt. Die Arena bebt, die Leipziger

Fans geraten schnell in Höchststimmung.

Nach einer Viertelstunde gibt es die erste strittige Szene

im Spiel: Es ist zu sehen, wie Stieler und Thielert sich

kurz über das Headset absprechen, und dann entschei-

det Stieler auf Handelfmeter für die Gäste. Der Strafstoß

wird verwandelt, die Bayern schaffen den Ausgleich.

Während amSpielfeldrandSvenJablonskidamitbeschäf-

tigt ist, den Leipziger Trainer Ralph Hasenhüttl zu beru-

higen, diskutieren auch die Schiedsrichter im Publikum

eifrig miteinander. Worauf liegt eigentlich ihr Fokus

während des Spiels? Auf den Spielern oder auf den

Unparteiischenund ihrenEntscheidungen? SteffenLud-

wigausMecklenburg-VorpommernbringtdieFragezum

Schmunzeln. „Man hat immer beides im Blick“, erklärt

er. Die Dinge zu trennen, sei für ihn unmöglich.

DerweitereSpielverlaufschreibtBundesliga-Geschichte,

dieBegegnungwirdzumwahrenTorfestival: Inder zwei-

ten Halbzeit holen die Bayern einen 2:4-Rückstand auf

und erzielen in der 5. Minute der Nachspielzeit gar noch

denSiegtreffer. Insgesamt neunToreundeinepackende

Stimmung im Stadion – und das bei einer Partie, in der

es, zumindest vom Tabellenstand, eigentlich um gar

nichtsmehr ging. Das Publikumaus Schiedsrichternund

Fans verlässt gleichermaßen beglückt das Stadion. „Ein

besseres Spiel hätte der DFB nicht aussuchen können“,

resümiert Cagil Bilal vom Berliner Fußball-Verband

lachend.

Besonders freuensichdiePreisträger darüber, dass auch

das Schiedsrichter-Team des Bundesliga-Spiels bei der

Gala am Abend dabei ist und ihnen Rede und Antwort

steht. „Es ist schön, euchzusehenundauchmal Applaus

zu bekommen“, erzählt Tobias Stieler, als er die Bühne

betritt, darankönneer sichgewöhnen. Amliebstenhätte

er ja schon im Stadion eine La-Ola-Welle zu seinen Kol-

legengemacht, verrät er lachend. Aber so toll dieBegeg-

nung für den neutralen Beobachter auch war – für ihn

und sein Team habe sie richtig viel Arbeit bedeutet.

Aus allererster Hand erfahren die Schiedsrichter dann

auch, wiedie teaminterneZusammenarbeit beimGäste-

Strafstoß abgelaufen sei: Sein Assistent Sascha Thielert

habe direkt „Hand“ in das Headset hineingerufen und

zusätzlich auch die Fahne gehoben. „An Saschas Ent-

scheidung würde ich natürlich nie zweifeln“, grinst Stie-

ler. Und auch der Assistent schildert noch mal seine

Perspektive: Er habeperfekteSicht auf dieSzenegehabt,

erklärt Thielert. Meist werde die Situation nach dem

DFB und DEKRA

sorgten dafür, dass

sich die Schiedsrichter

rundum versorgt

fühlten.

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