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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 5 / 2 0 1 4
Report
Die WM als Vorbereitung
Zum zweiten Mal haben die Spitzen-Schiedsrichter des DFB ihr Vorbereitungscamp am Chiemsee absolviert.
Dort stand neben der obligatorischen Leistungsprüfung auch die gründliche Aufarbeitung der Fußball-Welt-
meisterschaft auf dem Programm. David Bittner berichtet über die Inhalte des viertägigen Trainingslagers.
D
as Finale der Fußball-Weltmeis-
terschaft lag gerade erst vier
Tage zurück, als die DFB-Schieds-
richter-Kommission Elite die Bundes-
liga-Schiedsrichter ins Trainingsla-
ger lud. Während WM-Schiedsrich-
ter Felix Brych noch im Urlaub
weilte, hieß es für alle anderen,
sich auf die neue Saison vorzube-
reiten.
Der Fitness-Test trieb bei mehr als
30
Grad die Schweißperlen auf die
Stirn der Schiedsrichter, beim
theoretischen Teil konnten sich die
Unparteiischen hingegen zurück-
lehnen: Niemand musste befürch-
ten, dass eine seiner (möglicher-
weise Fehl-) Entscheidungen der
vergangenen Saison vor der
gesamten Mannschaft diskutiert
würde.
Denn das einzige Thema, um das
sich die Video-Analyse in diesem
Jahr drehte, war die Fußball-Welt-
meisterschaft. Mehr als 400 Sze-
nen aus 64 WM-Spielen wurden
aufgezeichnet, viele Entscheidun-
gen der WM-Referees mit den
Bundesliga-Schiedsrichtern disku-
tiert.
Weil keiner der Schiedsrichter
persönlich betroffen ist, können
wir die Szenen aus der Distanz und
mit Gelassenheit besprechen“, sagte
Lutz Michael Fröhlich, der DFB-
Abteilungsleiter Schiedsrichter.
Dass Schiedsrichter-Chef Herbert
Fandel die großartigen Leistungen
der deutschen Nationalmann-
schaft hervorhob und auch ein Lob
für den deutschen WM-Schieds-
richter Felix Brych aussprach, war
es dann aber auch schon, was er
und seine Kollegen aus Sicht der
Schiedsrichter von der Weltmeis-
terschaft Positives zu berichten
hatten.
Über das ganze Turnier gesehen
waren die Leistungen der Schieds-
richter nicht zufriedenstellend“,
urteilte Fandel.
Gerade die oftmals recht großzügige
Spielleitung der Referees und die
zumeist recht spät erfolgten Ver-
warnungen waren der deutschen
Schiedsrichter-Führung ein Dorn
im Auge.
Das werden wir in der Bundesliga
und 2. Bundesliga so ganz sicher
nicht übernehmen. Wir werden den
Weg der vergangenen Jahre
weitergehen und an unserer Kon-
sequenz festhalten“, sagte Hellmut
Krug.
Er erläuterte auf der offiziellen
Pressekonferenz mit einigen
Medienvertretern strittige Szenen
des Turniers, die wir auch in der
Analyse dieser Schiedsrichter-Zei-
tung (ab Seite 4) dargestellt
haben.
Wo getreten und geschlagen wird,
werden wir weiterhin klare Strafen
aussprechen“, lautete auch die
Botschaft von Herbert Fandel.
So arbeiteten die Schiedsrichter im
Plenum aber auch in Gruppen
daran, eine konsequente einheit-
Im Alpenvorland bereiteten sich die Elite-Schiedsrichter nicht nur regeltechnisch, sondern
auch körperlich auf die neue Saison vor.
Im Plenum diskutierten die Unparteiischen (hier Markus
Schmidt) die Entscheidungen bei der Fußball-Weltmeister-
schaft.