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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 6 / 2 0 1 2
Futsal
Regelanpassung für die Junioren
Futsal, die offizielle Hallenfußball-Variante der FIFA, verbreitet sich auch in Deutschland immer
mehr. Damit die Regeln gerade für junge Spieler leichter zu verstehen sind, hat der DFB-Jugend-
ausschuss eine neue Richtlinie herausgegeben. David Bittner sprach hierüber mit Stefan Weber.
Er ist im Kompetenz-Team der DFB-Schiedsrichter-Kommission zuständig für Futsal.
Richtlinien für Hallenfußballspiele nach FIFA-Regeln (Futsal) im Juniorinnen- und Junioren-
Bereich.
W
ie weit hat sich Futsal inzwi-
schen als neue Variante des
Hallenfußballs etablieren können?
Stefan Weber:
Vor allem im
Jugend-Bereich erkennen immer
mehr Trainer, dass diese spezielle
Variante des Hallenfußballs viele
Vorteile hat: Futsal fördert die tech-
nischen Fertigkeiten sowie das Ver-
antwortungsbewusstsein der Spie-
ler und steigert deren Handlungs-
schnelligkeit. Außerdem ist durch
das Regelwerk das Verletzungs-
risiko deutlich geringer als beim
traditionellen Hallenfußball. Dies
sind Vorteile, die auch die Univer-
sität Frankfurt am Main in einer
Langzeitstudie festgestellt hat.
Der DFB-Jugendausschuss hat
jüngst vorgeschlagen, spätestens
ab der Saison 2013/2014 alle offi-
ziellen Hallen-Wettbewerbe im
Nachwuchs-Bereich nach einheit-
lichen Futsal-Regeln spielen zu las-
sen...
Weber:
Um ähnliche Zustände wie
im herkömmlichen Hallenfußball zu
vermeiden, wo bekanntlich jeder
Landesverband eigene Regeln auf-
stellen konnte, hat der DFB-Jugend-
ausschuss dafür die sogenannte
Richtlinie für Hallenfußballspiele
nach FIFA-Regeln (Futsal) im Junio-
rinnen- und Junioren-Bereich“ her-
ausgegeben. Dies sind Regelungen
speziell für den Jugend-Bereich, die
zum Teil von den offiziellen FIFA-
Regeln variieren (siehe Abbildung).
Auffallend sind vor allem die Abwei-
chungen betreffend die Spielzeit...
Weber:
Dazu muss man wissen,
dass die Futsal-Regeln bei einem
einzelnen Spiel von einer Netto-
Spielzeit von zweimal 20 Minuten
ausgehen. Da aber alle Nachwuchs-
Meisterschaften in Turnierform
gespielt werden, muss von der offi-
ziellen Spielzeit abgewichen wer-
den. Nachvollziehbar ist auch die
Abkehr von der effektiven Spielzeit:
Eine solche würde eine realistische
Zeitplanung bei einem Turnier
unmöglich machen. Von daher
wurde auch in der Vergangenheit
bereits bei allen DFB-Veranstaltun-
gen, wie dem C-Junioren-Futsal-
Cup, grundsätzlich mit durchlaufen-
der Zeit gespielt. Um aber gerade in
den letzten Sekunden das lästige
Zeitspiel zu vermeiden, wurde dann
zumindest die letzte Minute effektiv
gespielt.
Welche Folgen hat es, dass man im
Bereich der D- bis F-Junioren auf
einen zweiten Schiedsrichter ver-
zichtet?
Weber:
Damit nimmt man in Kauf,
dass zum Beispiel die Überwachung
des korrekten Einkicks nicht in
jedem Fall gewährleistet ist. Den-
noch ist die Entscheidung, hier auf
den zweiten Schiedsrichter zu ver-
zichten, richtig. Denn so nimmt man
dem Argument der „Futsal-Gegner“
den Wind aus den Segeln, die die im
Vergleich zum traditionellen Hallen-
fußball höheren Schiedsrichter-
Kosten beim Futsal kritisieren.
Als weiteres Argument gegen Fut-
sal in den unteren Altersklassen
hört man zudem, dass die Regeln
gerade für die jüngsten Spieler zu
kompliziert seien. Was entgegnet
man diesen Kritikern?
Weber:
Diese Aussage bezieht sich
meist auf das Torwartspiel. Offiziell
darf der Torwart, sobald er den Ball
kontrolliert beziehungsweise mit
einem Torabwurf ins Spiel gebracht
hat, in der eigenen Hälfte nicht
noch einmal von seinem eigenen
Team angespielt werden, wenn der
Gegner nicht zwischendurch den
Ball berührt hat. Dies einem E- oder
F-Junioren-Spieler klar zu machen,
ist sicher nicht ganz einfach. Von
daher ist der Wegfall dieser Rege-
lung in den genannten Altersklas-
sen nur zu begrüßen. Da bei den
Jüngsten auch noch nicht so oft
Foul“ gespielt wird, macht auch
die Abweichung von den FIFA-
Regeln Sinn, dort auf die Zählung
der kumulierten Fouls zu verzich-
ten.
Wie werden diese Regelabweichun-
gen aus Sicht des Kompetenz-
Teams der DFB-Schiedsrichter-
Kommission insgesamt bewertet?
Weber:
Die Abweichungen sind
unserer Meinung nach sinnvoll, da
sie entsprechend dem Alter der
Juniorinnen und Junioren ange-
messene Anpassungen enthalten.
Diese werden zu einer erhöhten
Akzeptanz von Futsal beitragen.
Wichtig ist jetzt, dass die Regeln in
allen Landesverbänden kommuni-
ziert und einheitlich ausgelegt
werden.