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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 6 / 2 0 1 2
Sowohl für das Männer- als auch für das Frauen-Turnier der Olympischen Spiele in London waren deuts
David Bittner sammelte die Eindrücke der sechs Unparteiischen.
Noch ein Finale für das Te
Olympia
W
enn man Bibiana Steinhaus
darum bittet, ihr persönliches
Olympia-Fazit zu formulieren,
dann reicht ihr ein einziges Wort:
„
Großartig!“ sagt die 33-Jährige
aus Hannover kurz, aber auch
passend. Denn mit der Leitung des
Endspiels zwischen den USA und
Japan erlebte die deutsche Spit-
zen-Schiedsrichterin einen weite-
ren Höhepunkt ihrer Karriere. Vor
einem Jahr erst hatte Bibiana
Steinhaus das Finale der Frauen-
WM in Deutschland geleitet – die
Paarung war damals dieselbe.
So gab es bei den Olympischen
Sommerspielen nun ein Wieder-
sehen alter Bekannter, nur eben
an einem anderen Ort: London,
Wembleystadion, 80.203 Zuschau-
er – die zweitgrößte Kulisse, die
es jemals bei einem Frauen-Fuß-
ballspiel gegeben hat. „Es war
pures Gänsehautfeeling und eine
große Ehre für uns, die Mann-
schaften auf das Feld zu führen“,
beschreibt Katrin Rafalski den
Moment, als sie – zusammen mit
Marina Wozniak – als Assistentin
von Bibiana Steinhaus den Wembley-
Rasen betrat. „Einfach ein unver-
gessliches und unbeschreiblich
tolles Erlebnis für uns!“
Für die deutsche Schiedsrichter-
Mannschaft – der DFB war jeweils
mit einem kompletten Team beim
Männer- und beim Frauen-Turnier
vertreten – gab es während der
olympischen Wochen viel zu erle-
ben: „Olympia ist einfach das
Ereignis der Superlative: unglaub-
lich viele Menschen, so viele
Sportler und Weltrekorde in einer
Stadt – und wir durften dabei
sein“, fasst Bibiana Steinhaus ihre
Eindrücke zusammen.
Da für die Unparteiischen die Tur-
nier-Vorbereitung in London schon
eine Woche vor der Eröffnungs-
feier begann, konnten sie hautnah
miterleben, wie sich die Stadt auf
die Olympischen Spiele vorberei-
tete: „Es war eine ähnliche Stim-
mung wie bei der Fußball-WM
2006
in Deutschland“, erzählt
Bibiana Steinhaus. „An allen
Straßenecken und sogar in der
U-Bahn wehte bereits vor Beginn
der Spiele die britische Flagge.
Das Bewusstsein für die eigene
Nation war bei den Briten deutlich
zu spüren.“
Während das Männer-Team – Felix
Brych, Mark Borsch und Stefan
Lupp – die Eröffnungsfeier live im
Stadion miterleben konnte, befan-
den sich die Frauen schon auf
dem Weg zu ihrem ersten Einsatz:
Neuseeland gegen Brasilien im
„
Millennium Stadium“ in Cardiff.
„
Auf die großen Stadien“ hatten
sich Bibiana Steinhaus und ihre
Assistentinnen bereits im Vorfeld
von Olympia besonders gefreut.
„
Die kannten wir ja vorher nur
Marina Wozniak, Bibiana Steinhaus, Jesica di Iorio (Vierte Offizielle) und Katrin Rafalski (von
links) führen die Finalistinnen auf den Wembley-Rasen.
Die deutsche FIFA-Schiedsrichterin leitete das olympische
Endspiel souverän.