3
S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 5 / 2 0 1 2
Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen.
Editorial
Inhalt
Liebe Leserinnen und Leser,
seitdem ich mich mit dem Fußball befasse, kenne
ich den Begriff „Sommerpause“. Im Sommer
macht der Fußball Pause, soll das ja heißen. Ich
meine mich zu erinnern, dass es einst auch so
war. Aber vor allem in diesem Jahr war nach
Abschluss der Punktspielsaison keine Auszeit vom
Fußball zu erkennen; und das lag nicht nur an der
Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Auf
zwei wichtige Themen, die uns in Atem hielten,
möchte ich hier eingehen.
***
Natürlich müssen wir in der Führung unserer Top-
Schiedsrichter bestrebt sein, ihren hohen Leis-
tungsgrad zu erhalten und auszubauen.
Das kann nur gelingen, wenn wir mit der Entwick-
lung des Profi-Fußballs insgesamt Schritt halten,
den Elitebereich des Schiedsrichter-Wesens
weiterhin inhaltlich, personell und strukturell pro-
fessionalisieren, ohne dabei den teils populisti-
schen Rufen nach Profi-Schiedsrichtern nachzuge-
ben.
Ob ein Schiedsrichter sich wirklich verbessern
kann, wenn er sich tagaus, tagein geistig und kör-
perlich mit Fußball beschäftigt, ist unbewiesen.
Klar ist jedoch, dass das mit dem Profitum
erzwungene Aufgeben des erlernten Berufs viele
unserer Top-Schiedsrichter von eben diesem
Schritt abhalten würde. Die Folge: Wir haben nicht
die besten Schiedsrichter in unseren Lizenzligen,
sondern diejenigen, denen das Dasein als Profi-
Schiedsrichter gerade ganz gut in den Kram passt.
Und genau das können wir dem Top-Fußball in
unserem Land als verantwortungsbewusste
Schiedsrichter-Führung nicht zumuten. Wir wollen
starke Persönlichkeiten, die – dem Druck standhal-
tend – auf Augenhöhe mit dem Niveau unseres
Profi-Fußballs agieren.
Deshalb hat die Schiedsrichter-Kommission die
deutlichen Worte unseres Präsidenten Wolfgang
Niersbach beim Lehrgang der Lizenzliga-Schieds-
richter in Altensteig zu dieser Frage sehr gern ver-
nommen: Der Profi-Schiedsrichter kommt für den
DFB nicht in Frage, Punkt. Dass dennoch die Bedin-
gungen für unsere besten Unparteiischen weiter
professionalisiert werden und damit den gestiege-
nen und weiter steigenden zeitlichen Anforderun-
gen Rechnung getragen wird, hat der Präsident
dann auch gleich konkret verkündet: In Zukunft
wird den Schiedsrichtern neben den Zahlungen
pro Spiel eine Saison-Pauschale überwiesen. Diese
Sicherheit, auch im Krankheits- oder Verletzungs-
fall einen Ausgleich zu haben, ist notwendig und
angebracht.
Wir sind auf
einem guten Weg
Herbert Fandel,
Vorsitzender
der DFB-
Schiedsrichter-
Kommission.
Wir befinden uns hier auf dem richtigen Weg, der
im Übrigen auch von allen Vertretern der Deut-
schen Fußball Liga mitgetragen wird.
***
Diesen richtigen Weg gehen wir Schiedsrichter mit
dem DFB-Präsidium auch in einer anderen Angele-
genheit, die in dieser „Sommerpause“ für viele
Schlagzeilen sorgte. Wohl noch nie war die Auf-
merksamkeit für den IFAB (International Football
Association Board) so groß wie Anfang Juli. Kein
Wunder: Schließlich ging es bei der Sitzung des
allein entscheidenden Regel-Gremiums im Welt-
fußball um die wichtigsten Fragen unseres Spiels:
Ist der Ball im Tor oder nicht, und wie erkennen
wir das fehlerfrei?
Die deutsche Schiedsrichter-Führung hat seit lan-
ger Zeit dafür plädiert, eine technische Lösung
anzuwenden, wenn sie denn praktikabel, das heißt
zu 100 Prozent sicher ist. Oder die Dinge so zu las-
sen, wie sie sind.
Die Idee mit den sogenannten Torrichtern (eng-
lischer Fachbegriff: additional assistant referees)
mag ja in unserer durchtechnisierten Welt etwas
Menschliches haben, aber sie verschiebt die mög-
liche Fehlerquelle doch nur von einem Menschen
zum anderen. Der bedauernswerte Viktor Kassai
musste diese Erfahrung mit seinem ebenso
bedauernswerten Assistenten Istvan Vad bei der
EM machen. Die in diesem System vorkommenden
Fehler führen so zu immer neuen Diskussionen,
weil es eben Fehlerfreiheit nicht garantieren kann.
Wir werden in Deutschland auf dieses System
nicht zurückgreifen, auch das hat DFB-Präsident
Wolfgang Niersbach in Altensteig deutlich
gemacht. Stattdessen wird wohl ab der Saison
2013/2014
eines der beiden im Gespräch befind-
lichen elektronischen Systeme dafür sorgen, dass
der Schiedsrichter bei der Entscheidung „Tor oder
nicht“ ganz sicher sein kann.
Aber jetzt starten wir erstmal in die Saison
2012/2013.
Ich wünsche Ihnen bei Ihren Spielleitun-
gen eine sichere Hand und den Respekt aller
Beteiligten. Und glauben Sie mir: Die nächste Som-
merpause kommt bestimmt!
Ihr Herbert Fandel
Titelthema
Schiedsrichter-Oscar für
zwei Württemberger
Kircher und Baitinger sind Schiedsrichter des Jahres
4
Panorama
7
Geburtstag
90
Jahre Johannes Malka
9
DFB-Schiedsrichter
Der Besuch des Präsidenten
Trainingslager der Spitzen-Schiedsrichter
in Altensteig
10
Blick in die Presse
Was die anderen schreiben
15
Regeländerungen
Was muss ich jetzt wissen?
16
Regel-Test
Tor nach Schiedsrichter-Ball?
18
Lehrwesen
Freistöße sorgen für Fair Play
Was der DFB-Lehrbrief Nr. 44 enthält
20
Report
Wenn Gottfried Dienst
das „GoalRef“ gehabt hätte
Wie die Torlinien-Technik den Fußball verändert
22
EM-Analyse
Es begann mit einer „Notbremse“
Was wir aus den Spielen der EM 2012 lernen können
25
Aus den Verbänden
32
Vorschau 6/2012
34