In einigen dieser Duelle schwingt gerne mal ein Hauch von „David gegen Goliath" mit. Und gerade in diesen Partien, die mit klaren Favoriten und Underdogs besetzt sind, zählt am Ende vor allem eines: Die „richtige" Einstellung.
Mit der „richtigen“ Einstellung ins Endspiel
Die leidige Mentalitätsfrage
In der Bundesliga-Saison 2019/20 fiel der Mentalitätsbegriff immer wieder vor allem im Zusammenhang mit den Auftritten von Borussia Dortmund. Sinnbildlich dafür war die Reaktion von Marco Reus nach dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt, in dem seine Borussia einmal mehr durch ein spätes Gegentor unnötig Punkte liegen ließ.
Wir haben uns dumm angestellt beim 2:2, auf jeden Fall. [...] Aber kommt mir jetzt bitte nicht mit Mentalität. Jetzt ist langsam mal gut.
Klar ist: Fußballer wollen immer gewinnen. Ansonsten bräuchten sie gar nicht erst antreten. Durch das Stellen der Mentalitätsfrage wird indirekt eben dieser Siegeswille in Frage gestellt und das kommt selten gut an.
Egal in welchem Leistungsbereich: In allen Mannschaften kann es dann schnell zu Unstimmigkeiten kommen. Die Spieler, die sich über die gesamte Saison aufgeopfert haben, sollen plötzlich nicht mehr bereit gewesen sein, an ihr Limit zu gehen?
„Einstellung" kommt gewissermaßen von „einstellen" und dafür ist zu einem nicht unerheblichen Teil auch der Trainer zuständig: Das Team motivieren, den Spieelrn einen nachvollziehbaren Matchplan mit auf den Weg geben, Vertrauen aussprechen und Zuversicht vermitteln – Alles Dinge, die die „richtige" Einstellung der Mannschaft begünstigen.
Karin Helle • Claus-Peter Niem
MENTALITÄT ENTWICKELN
Wie man die letzten 10 Prozent herausholt
68 Seiten • 14,80 €
Synergien schaffen
Wie so häufig im Leben macht es auch in diesem Fall die Mischung aus: Der Matchplan kann noch so gut und die Motivationsrede noch so leidenschaftlich gewesen sein, für die Umsetzung auf dem Platz sind am Ende noch immer die Spieler verantwortlich. Sie müssen Einsatzbereitschaft und Leidensfähigkeit zeigen, sich bedingungslos an den Plan halten und dürfen keine Zweifel aufkommen lassen. Dafür sind ungeteilte Konzentration und der richtige Umgang mit Fehlern unabdingbar.
In einem 90-minütigen Fußballspiel geht nie immer alles glatt. Daher sollte nicht gleich nach der ersten misslungenen Aktion der Kopf hängen gelassen und alles in Frage gestellt werden. Sobald der Ball rollt, bleibt dem Trainer nicht mehr übrig, als sein Team durch Zwischenrufe, Umstellungen und Wechsel zu unterstützen. Den Rest entscheiden dann die Spieler auf dem Platz. Vertrauen sie dem Matchplan, werden sie diesen mutig und konsequent umsetzen. Hat sie die Motivationsrede berührt, werden sie sich bedingungslos für das gemeinsame Ziel aufopfern. Mentalität und Einstellung leben von der Synergie zwischen Trainer und Mannschaft.
Endspiel
Es ist also egal, ob ihr in einem Endspiel Favorit oder Underdog seid. Absichtlich wird keiner eurer Spieler verlieren wollen, genauso wie ihr nicht absichtlich einen zum Scheitern verurteilten Matchplan vorschlagt. Trotzdem kann es hilfreich sein, euer Team in der Vorwoche in die Entscheidung über die Marschroute einzubeziehen. Teilt eure Ideen für die Herangehensweise offen mit und nehmt euch die Reaktion der Mannschaft zu Herzen. Will die Mannschaft beispielsweise trotz Underdog-Rolle mutig auftreten und hoch pressen, weil das schon in der Liga der Stil war, der sie stark gemacht hat, ist es durchaus eine Überlegung wert, auch gegen einen Favoriten zumindest phasenweise so zu spielen und den Gegner im Idealfall auf dem falschen Fuß zu erwischen. Aber auch hier gilt: Die Mischung macht's. Vertraut in eure Stärken, kennt eure Schwächen und seid euch stets auch denen des Gegners bewusst.