Alles auf Null – Welche Auswirkungen die Pandemie auf die Kinder und die neue Saison 2021/22 hat
Der renommierte Sportwissenschaftler Prof. Ansgar Thiel von der Universität Tübingen beschäftigt sich mit den Effekten der Corona-Pandemie auf den Sport und berichtet im Interview mit FT-Redakteur Felix Melchers über die Probleme, aber auch die Chancen, die aus dem langen Ausfall von Trainingseinheiten und dem damit verbundenen „kreativen Aktionismus“ der Trainer resultieren. Ansgar Thiel prognostiziert, dass Trainer im ersten Spieljahr „nach“ Corona vor enormen Herausforderungen stehen. Längst nicht alle Kinder werden in den Vereinsfußball zurückkehren – und die, die es tun, müssen künftig nicht nur sportlich, sondern im Besonderen auch sozial und gesundheitlich gefördert werden. Welche Chancen dazu seiner Meinung nach das „neue“ Fußballtraining der Saison 2021/22 bietet, lest ihr in diesem Beitrag.
Die Mannschaft begrüßen und verabschieden, den Platz auf- und umbauen, die Übungen und Spiele erklären, Nachfragen der Kinder beantworten, Trinkpausen einlegen – wer seine Einheiten ehrlich reflektiert, wird feststellen, dass viel wertvolle Trainingszeit für Prozesse wie die eben genannten verloren geht.Sportwissenschaftler der Universität Basel haben das, was in Trainingseinheiten passiert, einmal genauer unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse sind erschreckend: Fast ein Drittel der Zeit sind die Kinder inaktiv. Dabei ist für sie in der heutigen Zeit jede Minute Bewegung Gold wert. Wie schaffen wir es also, wieder mehr Bewegungszeit in unsere Trainingsstunden zu bekommen?
Seit einiger Zeit werden die Rufe nach mehr Straßenfußball lauter. Trainer und Funktionäre vermissen die kreativen und durchsetzungsstarken Individualisten, die Fußball nicht nur im Verein erlernt haben, sondern auch durch die „Schule des Straßenfußballs“ gegangen sind. Und wie lassen sich die vielen positiven Aspekte des Straßenfußballs nun wiederbeleben? Generell gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen könnte man für Kinder und Jugendliche geeignete Orte schaffen, an denen es ihnen Spaß macht, sich zum Kicken zu treffen. Zum anderen können Vereinstrainer Spielformen kreieren, die zu ähnlichen Effekten führen wie der „echte“ Straßenfußball. Auch wenn er sich im Klub nicht eins zu eins abbilden lässt, können unter Berücksichtung einiger weniger Grundsätze ähnliche Effekte erzielt werden.
Fabian Heichinger zeigt, wie es mit jahrgangsübergreifendem Stationstraining gelingen kann, eine Lernumgebung zu schaffen, in der sich die Spieler frei von Instruktionen des Trainers ausprobieren dürfen – und in der die Übungsleiter gefeit sind vor alltäglichen Herausforderungen wie dem Wissen um die genaue Zahl der Trainingsteilnehmer, damit die Einheit reibungslos funktioniert.
Welcher Trainer kennt es nicht, dass sich einzelne Spieler durch besonderes Verhalten in den Vordergrund drängen? Ute Hammerschmidt und Maike Heidtmann beleuchten in ihrem Beitrag die Gründe für das herausfordernde Verhalten von Kindern und stellen ihren Ansatz vor, wie sie als Trainerinnen mit diesen heranreifenden Menschen umgehen. Ihre Methode ist inspiriert von der Verhaltenstherapie nach dem IntraActPlus-Konzept.