Aktuelle FT-Ausgabe Jugend Senioren
FT 6+7/21: Zurück auf dem Platz
Neustart für Spieler und Trainer
Der Sportwissenschaftler Prof. Ansgar Thiel beschäftigt sich mit den Effekten der Corona-Pandemie auf den Sport und berichtet im Interview mit Fußballtraining-Redakteur Felix Melchers über die Probleme, aber auch die Chancen, die aus dem langen Ausfall von Trainingseinheiten und dem damit verbundenen „kreativen Aktionismus“ der Trainer resultieren.
Wer kennt es nicht? Nach anstrengenden Ausdauereinheiten an warmen Sommertagen sehnt man sich nach Erholung. Nicht selten stellt dann Fußballtennis eine willkommende Abwechslung und Regeneration in der Saisonvorbereitung dar. Ist man hingegen im Ligaalltag angekommen, findet sich das Spiel mit dem Netz nicht mehr so häufig in den Trainingseinheiten. Warum eigentlich? Robin Willeke stellt verschiedene Variationen des „Klassikers“ vor.
Während der Pandemie entwickelte DFB-Stützpunktkoordinator Mirko Schweikhard eine Sammlung an Spiel- und Übungsformen, die den Bedingungen des kontaktlosen Trainings gerecht werden, aber auch für die Zeit nach dem Lockdown geeignet sind. Die Vorteile liegen auf der Hand: ein einfacher, stets gleichbleibender Aufbau, viele Wiederholungen und die Möglichkeit des zielgerichteten Coachings im Kleingruppentraining.
Im Chemnitzer Leistungszentrum wird nach Plan agiert: Spieler und Trainer wissen genau, was wann auf sie zukommt, wenn sie im Wochenverlauf vor einer „normalen“ Trainingseinheit oder dem Hauptbelastungstag stehen. Wie die Chemnitzer durch zielgerichtetes Monitoring die Belastungen individuell steuern und sich die U19 auf die kommende Spielzeit in der Junioren-Bundesliga Nord/Nordost vorbereitet, zeigen Marcus Jahn und Jonas Stephan.
In der Liga Konkurrenten sind die Datenanalysten der drei österreichischen Europacup-Teilnehmer abseits des Platzes Kollegen. Philip Klöckl vom Linzer ASK, Thomas Gutschlhofer vom Wolfsberger AC und Christoph Glashüttner vom TSV Hartberg verbindet nicht nur Freundschaft, sondern auch ihre Jobbeschreibung. Deshalb entwickeln sie in Kooperation mit dem Forschungszentrum Strykerlabs Modelle für ihre Trainings- und Wettkampfplanung und schaffen so eine ideale Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden mit Datenauswertungen in Beziehung gebracht und interpretiert, um innovative Lösungen für typische Probleme des Trainingsalltags zu finden.
Die weiteren Beiträge
Spielen oder Üben? Ein heiß diskutiertes Thema. Borussia Dortmunds U14-Trainer Marco Lehmann und Jannik Pleschke halten beides für wichtig. Sie fokussieren sich allerdings auf das Spielen in vielen Variationen und sehen den Vorteil gegenüber dem Üben vor allem in den Druckbedingungen, unter denen die Spieler wahrnehmen, entscheiden und handeln müssen. Das klassische Rondo ist das 4-gegen-2-Eckespiel mit zwei Verteidigern im Zentrum und vier Spielern auf den Linien. Auf dieser Grundidee haben die Autoren größere Überzahl-Spielformen entwickelt, die sämtliche Phasen des Spiels abbilden.
Gewonnen und verloren wird bekanntlich oft zwischen den Ohren. Und die Bandbreite mentaler Prozesse im Sport ist enorm. Julian Metzger stellt zwei Möglichkeiten vor: Wie der einzelne Spieler seine Vorstellungskraft durch Visualisierung stärkt, sodass er die richtigen Entscheidungen schneller treffen kann. Und wie wir das gesamte Team in einer Videoanalyse über die Reflexion Schritt für Schritt zu den richtigen Lösungen ausgewählter Spielsituationen führen können.
Günter Netzer, in den 80er-Jahren Manager des Hamburger SV, antwortete auf die Frage nach der Einzigartigkeit des Trainers Ernst Happel: „Es gibt Dinge, die man nicht erklären kann. Als Happel zum HSV kam, haben beide Torhüter, Jupp Koitka und Uli Stein, in der Vorbereitungsphase gehalten wie die Weltmeister. Am Abend vor dem ersten Spiel fragte ich Happel, wer denn nun im Tor stehen würde. Er sagte: ‚Ich weiß es nicht. Aber wenn ich morgen früh die Augen aufmache, werde ich es wissen.‘ Er stellte Uli Stein ins Tor – und der wurde Nationalspieler.“ Claus-Peter Niem befasst sich mit dem Begriff und der Faszination der Intuition.
Im dritten Teil seiner Beitragsreihe zur Gestaltung von Halbzeitpausen führt Janis Hohenhövel zunächst die unterschiedlichen Perspektiven von Trainer und Spielern zusammen und stellt anschließend anhand eines Verlaufsplans erfolgversprechende Merkmale der Ansprache heraus. Teil 1 erschien in FT 10/2020 und befasste sich mit den Möglichkeiten des Trainers, Einfluss auf das Geschehen zu nehmen. In Teil 2 (3/2021) schilderten Spieler aus unterschiedlichen Leistungsklassen ihre Erwartungen an die Halbzeitpause.
Praxis Plus
In Praxis Plus Senioren äußert Julian Wiedenhöft vom Bezirksligisten SC Münster 08 ebenfalls seine Hoffnung auf eine möglichst „normale“ Vorbereitungsphase. Er erläutert, wie er die seine strukturiert, was er mit seinem Team erreichen will und präsentiert fünf komplette Trainingseinheiten.
Maik Stingel, der U19-Trainer des SSV Reutlingen, stellt in der nächsten Ausgabe Praxis Plus Junioren sein Spiel- und Trainingskonzept vor. Außerdem zeigt er, wie er den Spielaufbau gegen das Angriffspressing und das Ausspielen von Umschaltaktionen schult.