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EURO 2024: Szene des Spiels - Steil-Klatsch und über den Dritten aus dem Druck

Felix Melchers
Felix Melchers

Das dritte Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft spaltet die Nation: Während die einen eher über einen schwachen und uninspirierten Auftritt sprechen, sahen die anderen (inklusive Toni Kroos und Bundestrainer Julian Nagelsmann) ein „Spiel mit viel Kontrolle“, in dem lediglich zu selten die Tiefe attackiert wurde.


Kleine Anpassungen bei gleichem Personal

„Wer unser Spiel aufmerksam verfolgt hat, wird gesehen haben, dass wir ein, zwei Dinge verändert haben“, gab Toni Kroos im Interview nach dem Spiel zu Protokoll. Und auch Julian Nagelsmann merkte an, dass sich der Gegner logischerweise auf das Spiel seiner Mannschaft einstellt und er deshalb mit seinem Team immer wieder kleine Veränderungen vornehmen wird, um den Gegner vor ungeahnte Herausforderungen zu stellen.

Und tatsächlich waren phasenweise interessante Positionierungen zu beobachten: So ließ sich Kai Havertz beispielsweise häufig ballfern auf den rechten Flügel herausziehen, um schließlich aus dem Rücken der Abwehr den Strafraum zu attackieren. In Ballnähe waren zentral dafür immer wieder Florian Wirtz und Jamal Musiala im Wechsel, sowie natürlich Ilkay Gündoğan zu finden, der einmal mehr die „Red Zone“ zwischen letzter und vorletzter Linie der Schweizer besetzte.

Robert Andrich und Toni Kroos unterstützten in Ballbesitz weiterhin extrem variabel und bildeten immer wieder mit den beiden Innenverteidigern dynamisch den bekannten Dreier-Aufbau, blieben jedoch häufig auch als klare Doppelsechs vor Jonathan Tah und Antonio Rüdiger, um die zweite Linie der Schweizer anzulocken und dadurch die „Red Zone“ für Gündoğan zu öffnen.

Musiala und Wirtz interpretierten ihre Rollen weiterhin als „Halbraum-Zehner“, machten immer wieder Druck mit Ball auf die Mitte und banden die gegnerischen Außenverteidiger in den Halbspuren, sodass die Flügel frei waren für Maximilian Mittelstädt und Joshua Kimmich, die jedoch selten bis zur Grundlinie durchgingen, sondern ihre Flanken- und Chipbälle gern auch vom Strafraumeck in den Raum zwischen Elfmeterpunkt und zweiten Pfosten brachten.

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Rüdiger eröffnet diagonal-flach auf Kroos, der sich kurz umschaut und erkennt dass er zwar Druck im Rücken hat, aber nach vorne aufdrehen kann.

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Der erste Kontakt mit links legt den Ball perfekt für den Steilpass mit rechts auf Gündoğan vor, während Andrich den gegnerischen Sechser bindet und so das Passfenster öffnet. Gündoğan ist in der räumlichen Mitte von gleich fünf Schweizern in der Red-Zone positioniert. Kroos überspielt mit seinem Pass gleich zwei Linien.

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Gündoğan bindet bei der Ballannahme gleich drei Schweizer und findet den perfekten Ausgang, um die Situation unter Druck aufzulösen. Andrich ist durch das Schweizer „Triplen“ völlig frei und kommt im richtigen Moment unter den Ball. Währenddessen bindet Wirtz den gegnerischen Außenverteidiger im Halbraum und schafft massig Platz am Flügel für Mittelstädt.

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Andrich verlagert aus dem überfüllten Zentrum (6 + 2 Schweizer gegen 3 Deutsche) auf den startenden Mittelstädt am Flügel. Havertz hat sich inzwischen auf der ballfernen Seite weit in den Rücken der gegnerischen Abwehr davongeschlichen.

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Mittelstädt treibt den Ball bis etwa fünf Meter vor dem Strafraumeck und bringt ihn dann vor das Tor. Die Wege von Wirtz und Gündoğan sollen den Zielraum für den unbewachten Havertz freiziehen.

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Die Schweizer sind bei der Strafraumverteidigung jedoch in der Überzahl und können die Situation zunächst klären. Im Rückraum wartet allerdings schon Andrich…

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…der zwar relativ unbedrängt per Dropkick abschließen kann, allerdings deutlich verzieht.

PreviousNext

Umsetzung auf dem Platz

Das eine ist die Analyse des Profifußballs, das andere die Umsetzung im Amateurbereich. Daher zeigen wir in exemplarischen Trainingsformen, wie das Spiel mit Steil-Klatsch-Mustern über den Dritten nach dem Vorbild der deutschen Nationalmannschaft trainiert werden kann.

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3 Trainingsformen

Steil-Klatsch

Steil-Klatsch

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Organisation

  • Für je 8 Spieler eine 12 x 12 Meter große Raute markieren.
  • Darin mit Dummys oder Stangen ein 3 x 5 Meter großes Rechteck errichten.
  • Je 1 Spieler an den Positionen A und D aufstellen.
  • Die übrigen Spieler verteilen sich gleichmäßig auf die Positionen B und C.

Ablauf

  • B startet um den hinteren Dummy und erhält ein scharfes Zuspiel von A.
  • Leicht versetzt startet C um den vorderen Dummy und erhält den Klatschball von B.
  • C spielt direkt tief auf D.
  • Alle Spieler kehren an ihre Position zurück und nun gleicher Ablauf von der anderen Seite.
  • Nach einer Minute die Positionen wechseln.

Hinweise

  • Dieser Ablauf fördert die Positionierung in der Schnittstelle zwischen den Linien.
  • Er verlangt ein gutes Timing und Raumgefühl vom Spieler „unter dem Ball", der den Klatschpass antizipieren und nach direkt nach vorne verarbeiten muss.

 

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Organisation

 

  • Das Tor mit 1 Torhüterin besetzen (beide wechseln sich ab).
  • Am Flügel 4 Dummys gemäß Abbildung aufstellen.
  • In den Strafraumecken je 1 Minitor platzieren.
  • 2 Verteidigerinnen Rot und 10 Angreiferinnen Blau bestimmen.
  • Blau auf die Positionen 2, 4, 8, 7, 9, 10 und 11 verteilen.
  • 4 vierfach besetzen.
  • Der Trainer steht mit Bällen im Mittelkreis.

Ablauf

  • Er passt zu 4, die aufdreht und sofort steil zu 7 spielt.
  • 7 lässt auf 8 klatschen und zieht sofort in die Mitte, sodass 8 in den Lauf von 2 spielen kann.
  • 2 flankt nach kurzem Dribbling auf die einlaufenden 7, 9 und 11.
  • 10 besetzt den Rückraum.
  • Fängt die Torhüterin den Ball ab, wirft sie unmittelbar in eines der ­Minitore.

 

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Organisation

  • Ein 20 x 10 Meter großes Feld mit Mittel­zone (Tiefe: 5 Meter) in 2 Hälften teilen.
  • 3 Teams à 4 Spieler bilden, 1 Neutralen bestimmen und gemäß Abbildung verteilen.
  • Der Trainer steht mit Balldepot außerhalb auf Höhe der Mittelzone.

Ablauf

  • 4 plus 1 gegen 2 in einer Hälfte
  • Nach einer Steil-klatsch-Kombination über die Spieler in der Mittelzone (hier: Grün) das Feld wechseln.
  • Mit dem Seitenwechsel schieben die Spieler und der Neutrale aus der Mittelzone ­nach.
  • 2 Angreifer und 1 Verteidiger rücken in die Mittelzone nach.
  • Der Verteidiger in der Mittelzone darf die Verlagerung unterbinden.
  • Nach Ausball oder Ballgewinn spielt der Trainer in die jeweils andere Hälfte ein.
  • Dauer: 6 Durchgänge à 1,5 Minuten
  • Nach jedem Durchgang ein neues Verteidiger-Team bestimmen.

 

Mehr „Steil-Klatsch" aus dem DFB-Camp in der kommenden Ausgabe von Fußballtraining

Dass wir dieses Muster im Spiel gegen die Eidgenossen zu Gesicht bekommen haben, ist kein Zufall. Julian Nagelsmann ist ein großer Verfechter des progressiven Spiels. Wir liefern in der kommenden Fußballtraining-Ausgabe 6+7 Trainingsinhalte der Nationalmannschaft, die ihr mit auf den Platz nehmen könnt.

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