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IMAGO / Matthias Koch
Taktik Spielanalyse Trainingspraxis Fokus Profis Jugend Senioren

EURO 2024: Szene des Spiels - Aus der „Red Zone" in die Tiefe

Thomas Stillitano
Thomas Stillitano

Die DFB-Elf ist mit einem herausragenden 5:1 im Auftaktspiel der EM 2024 ins Turnier gestartet. Bundestrainer Nagelsmann hatte sich mit seinem Trainerteam einen Matchplan überlegt, der zu 100 Prozent aufging. Vor dem Spiel beschrieb er die Probleme der Schotten darin, die Tiefe zu verteidigen und eine große rote Zone zu offenbaren. Das 2:0 steht sinnbildlich für eben jene Schwierigkeiten der schottischen Mannschaft auf der einen Seite, aber auch die Qualität des DFB-Teams auf der anderen, diese konsequent auszunutzen.


Taktische Grundüberlegung

Julian Nagelsmann setzte nominell auf das bewährte 4-2-3-1, die Schotten von Cheftrainer Steve Clarke wählten hingegen ein 5-4-1. Während die Scots ihrer Grundordnung treu blieben, ordnete sich das DFB-Team in Ballbesitz in einem 3-1-5-1, welches mit situativ hohen Außenverteidigern Kimmich und Mittelstädt sogar zum 3-1-3-3 wurde. Das führte dazu, dass die Schotten auf letzter Linie zwar klare Zuständigkeiten im 5 gegen 5 hatten, Deutschland jedoch mit einem der Zehner (meist Gündoğan) Überzahl in der sogenannten „Red Zone“ – dem Zehnerraum zwischen Abwehr- und Mittelfeldreihe – schuf. Sie bespielten diesen Raum mit hoher Präzision und Schärfe, was durch die technisch hoch veranlagten Wirtz, Musiala und Gündoğan immer wieder für Gefahr sorgte. Konnte die Zone nicht bespielt werden, war oft auch das sofortige Überspielen der letzten Abwehrreihe ein Mittel, Bedrohung in der schottischen Hintermannschaft zu schaffen.

Taktik

Perfekte Umsetzung des Matchplans

Das 2:0 durch Musiala wurde durch einen Vertikalpass von Taktgeber Kroos zu Gündoğan in die „Red Zone“ eingeleitet. Diesem ging ein entscheidender Tiefenlauf von Havertz voraus, um genau diesen Raum zu öffnen. Der Kapitän wiederum drehte unter Gegnerdruck auf und steckte mit höchster Präzision perfekt auf den tief startenden Havertz durch. Dieser legte letztlich im Strafraum auf Musiala zurück. Mit einem starken ersten Kontakt löste er sich im Strafraum aus dem Gegnerdruck und „knallte“ den Ball unhaltbar unter die Latte. Der Matchplan von Bundestrainer Nagelsmann ging zwar sowohl vor diesem Treffer als auch danach auf, allerdings steht er idealtypisch für seine Umsetzung.

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Spielmacher Kroos hat den Ball auf seiner gewohnten halblinken Position. Auf Havertz Tiefenlauf, mit dem er Verteidiger Hendry mitzieht, läuft Gündoğan zwischen die Linien.

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Die dadurch größer gewordene „Red Zone“ nutzt das DFB-Team mit dem Vertikalpass von Kroos zu Gündoğan, der unter Druck ideal aufdreht und sofort in ein Tempodribbling übergeht. Wirtz und Musiala belaufen daraufhin die Tiefe.

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Gündoğan spielt einen perfekten getimten Steckpass zu Havertz, …

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… der den Ball im Strafraum sichert und zum nachgestarteten Musiala passt. Dieser wiederum löst sich mit einem starken ersten Kontakt weg von McGregor aus dem unmittelbaren Gegnerdruck und schießt aus ca. 11 Metern freistehend unter die Latte zum 2:0 für Deutschland.

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Umsetzung auf dem Platz

Das eine ist die Analyse des Profifußballs, das andere die Umsetzung im Amateurbereich. Daher zeigen wir in exemplarischen Trainingsformen, wie das Zwischenlinienspiel und Spiel in den Rücken der Abwehr nach dem Vorbild der deutschen Nationalmannschaft trainiert werden kann.

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3 Trainingsformen

Zwischenlinienspiel

Zwischenlinienspiel

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Organisation

  • Ein 30 x 15 Meter großes Feld mit einer 5 Meter tiefen ­Mittelzone markieren.
  • In der Mittelzone 2 Quadrate und 1 Raute errichten.
  • Der Trainer steht mit Balldepot neben dem Feld.
  • 2 Teams à 3 Spielerinnen bilden und 4 Neutrale bestimmen.
  • Je 1 Neutrale an den Stirnseiten und die anderen beiden in der ­Mittelzone postieren.

Ablauf

  •  3 plus 1 gegen 3 in einer Hälfte
  • Nach 5 Pässen darf über die Neutralen in der Mittelzone verlagert, die stets die Raute und das ballnahe Quadrat besetzen.
  • Mit dem Pass zu einer Neutralen darf das ballbesitzende Team in die andere Hälfte laufen.
  • Mit der erfolgreichen Verlagerung (= 1 Punkt) rücken alle nach.

Coachingpunkte

  • Positionierung zwischen den Linien
  • Nach vorne aufdrehen.
  • Spiel über die Dritte

 

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Organisation

  • Eine Spielfeldhälfte um 5 Meter verlängern und jeweils 20 und 35 Meter vor dem Tor eine Verteidigungslinie markieren. 
  • 2 Teams zum 10 gegen 11 einteilen.

Ablauf

  • Das Spiel beginnt immer am Mittelkreis bei Blau. 
  • Rot verteidigt im 4-4-2. 
  • Die 4 Abwehrspieler von Rot dürfen nicht vor der ersten Linie verteidigen. 
  • Die 4 Mittelfeldspieler von Rot dürfen nicht hinter der zweiten Linie verteidigen. 
  • Blau versucht, die gegnerischen Linien zu überspielen und ein Tor zu erzielen. 
  • Rot soll nach Ballgewinn die gegnerische Grundlinie überdribbeln.

Coachingpunkte

  • Ballzirkulation, um die Verteidiger zu locken. 
  • Vertikalspiel durchs Zentrum auf die Angreifer zwischen den beiden Verteidigungslinien. 
  • Zwischen den Verteidigungslinien tiefe Laufwege und schnelles Spiel in die Tiefe.

 

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Organisation und Ablauf

  • Ein 70 Meter tiefes Feld mit 2 Toren mit Torhütern und 3 Linien gemäß Abbildung markieren.
  • 2 Teams à 11 Spieler inklusive Torhüter bilden.
  • Das angreifende Team (hier: Blau) agiert im 4-2-3-1. Die offensiven Spieler bieten sich zentral an, um die Mitte zu überladen.
  • Das verteidigende Team agiert im 4-4-2 und bewegt sich zu Beginn auf den Linien.
  • Nach 5 Pässen oder einem Pass hinter die erste Linie darf die verteidigende Mannschaft die Linien verlassen und sich frei bewegen. 
  • danach freies Spiel im 11 gegen 11 mit Abseits

Wirkung der Steuerungsmittel

  • Die Breite des Feldes erschwert es den Verteidigern, den Gegner unter Druck zu setzen, und vergrößert so dessen Zeitfenster, um zu scannen.
  • Das Auf-Linie-Verteidigen schafft klar erkennbare Räume zwischen den Ketten und erleichtert die Annahme im Zentrum.
  • Die 5-Pässe-Regel fördert das geduldige Aufbauspiel, lockt den Gegner und ermöglicht die Vorbereitung des Spiels nach vorn.

Coaching

  • „Ballfern Geduld!”: Die ballfernen Angreifer sollen ihre Position halten, um Gegner zu binden und ballnah Raum zu schaffen oder eine gute Passoption bei einem Seitenwechsel zu bieten.

 

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3 Trainingsformen

Spiel in den Rücken der Abwehr

Spiel in den Rücken der Abwehr

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Organisation

  • 25 Meter vor dem Tor mit Torwart symbolisieren 4 Dummys eine Viererkette. Davor eine Abseitslinie gemäß Abbildung markieren.
  • 8 Angreiferpositionen plus ‚hohem’ Torwart im 4-3-3 ohne Außenverteidiger besetzen.

Ablauf

  • Der Torwart eröffnet jeweils auf 4 oder 5.
  • Ziel ist, mit Steil-klatsch-Aktionen das Spiel in die Tiefe und durch die Schnittstellen vorzubereiten bzw. durchzuführen.
  • Lösungen: 4-8-6-11 / 4-9-8-11 / 4-6-5-9-11 / 4-11-8-9 ­sowie entsprechend über 5, 10 und 7

Coachingpunkte

  • 4 und 5 nehmen den Ball nach vorne mit und spielen Druckpässe. 
  • Der Passempfänger lässt klatschen und nimmt den Druck raus, ­sodass der nachrückende Spieler voll in den Ball reingehen kann. 
  • Zielspieler für tiefes Anspiel laufen die Schnittstellen rechtzeitig an.

 

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Organisation

  • Das strafraumbreite Großfeld mit 2 Toren mit Torhütern ab den Strafräumen trichterförmig verengen.
  • Mit Hütchen und Dummys eine 20 Meter tiefe Mittelzone errichten.
  • 2 Teams à 9 Spieler inklusive Torhüter bilden und 2 Neutrale bestimmen.
  • Je 2 Wandspieler jeder Mannschaft auf den Grundlinien der Mittel­zone postieren.

Ablauf

  • 8 plus 2 gegen 8 in der Mittelzone
  • Nach 2 (3) „kleinen“ Ballgewinnen (Ausball oder Kontaktfehler) erfolgt ein Aufgabenwechsel.
  • Nach 6 Pässen in Folge oder nach Ballgewinn darf auf das jeweilige Tor angegriffen werden.
  • Die Grund- bzw. Abseitslinien dürfen nur überspielt, nicht über­dribbelt werden.
  • Die beiden gegnerischen Wandspieler werden dann jeweils Vertei­diger. 
  • Alle anderen Spieler (eigene Wandspieler ausgenommen) dürfen nachrücken.
  • Nach Ballgewinn außerhalb des Feldes versucht das jeweilige Team, dorthin zurück zu spielen.

Coachingpunkte

  • Die Spieler in Nähe der Abseitslinie schaffen die nötige Breite und sprinten in den Rücken der Verteidiger (siehe Bild rechts).
  • Per Chipball oder flachen Pässen durch Schnittstellen in den Rücken der Verteidiger gelangen. 
  • Die Spieler hinter dem Ball rücken konsequent nach.

 

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Organisation

  • Eine strafraumbreite Spielfeldhälfte mit 2 Großtoren mit Torhütern auf den Grundlinien und 2 Rücken an Rücken stehenden Jugend­toren mit 1(!) neutralen Torhüter auf der Mittellinie markieren.
  • 2 Achter-Teams inklusive Torhüter bilden und 2 Neutrale bestimmen.

Ablauf

  • 8 plus 2 gegen 8 plus 1 mit fester Spielrichtung 
  • Nach 8 Pässen in Folge in der eigenen Hälfte sind das Jugendtor und das Großtor in Spielrichtung (Abseits an der Mittellinie) freigeschaltet.
  • Nach Ballgewinn in der gegnerischen Hälfte sind das Großtor und das ­Jugendtor (TW 3 besetzt es jeweils in Spielrichtung) sofort frei.
  • Treffer beim Jugendtor müssen doppelt-direkt erzielt werden: ­Vorlage und Abschluss mit je 1 Kontakt
  • Nach Überspielen der Mittellinie darf der Angriff jederzeit abgebrochen werden, um in der eigenen Hälfte auf das Jugendtor spielen zu können.

 

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