Spiel mit deutlichen Kamerabildern aufgelöst, diese
Genugtuung sei ihnendiesesMal leider vergönnt gewe-
sen. Am Ende verrät auch Sven Jablonski noch, was er
während des Spielsmit den Trainern geplaudert hat und
wie man mit unterschiedlichen Trainertypen umgehen
müsse.
Neben dem Schiedsrichter-Team ist auch die gesamte
Führungsriege bei der Veranstaltung in Leipzig vertre-
ten: Helmut Geyer als Vorsitzender der DFB-Schieds-
richter-Kommission Amateure und sein komplettes
Team, Lutz Michael Fröhlich als Sportlicher Leiter der
Elite und auch Ronny Zimmermann, der als DFB-Vize-
präsident die Belange der Schiedsrichter vertritt.
richterei eines Tages zu hoch. Sie wollte nicht, dass ihre
Kinder später zurückblicken und sagen: „Du warst ja nur
auf dem Fußballplatz.“ Inzwischen wechselt sie sichmit
ihrem Mann, der selbst auch Schiedsrichter ist, an den
Wochenenden ab.
GerdMüller wird ausgezeichnet in der Kategorie „Ü 50“.
Er unterstützt neben seiner eigenen Tätigkeit einen
Schiedsrichter-Kollegen, der seitGeburt taubstumm ist.
Die Akzeptanz sei gerade bei den jungen Spielern oft
schwierig gewesen, erzählt Müller. Inzwischen pfeife
der junge Kollege aber sogar schon bei den Senioren
und komme auch beim Fußball der Gehörlosen zum
Einsatz.
Doch nicht immer ist ehrenamtliches Engagement das
ausschlaggebende Kriterium für eine Auszeichnung bei
„Danke Schiri.“. Gerade bei den älteren Unparteiischen
ist es oftmals der jahrzehntelange Einsatz für den Fuß-
ball und für die Schiedsrichter-Gemeinschaft, für den sie
ausgezeichnet werden. Herbert Kretz aus Hessen zum
Beispiel steht seit 58 Jahren auf dem Platz. Wie genau
er damals zur Schiedsrichterei kam, wisse er selbst nicht
mehr. Irgendjemand habe gesagt, er solle es doch bes-
ser machen. „Seitdem bin ich Schiedsrichter“, lacht er.
EINMALIGES ERLEBNIS
Der Abend zeigt, wie vielfältig die Menschen hinter den
Schiedsrichter-Trikots sind. Auch als das Essen schon
längst vorbei und das Bühnenprogramm beendet ist,
sitzen die Schiedsrichter noch zusammen und tauschen
sich bis weit nach Mitternacht untereinander aus. Die
Gesprächsgruppen sind bunt gemischt, es sind alte,
junge,männlicheundweiblicheSchiedsrichter aus allen
Ecken Deutschlands. „So etwas wie hier erlebt man nur
einmal im Leben“, strahlt Manfred Vendt. Seit 39 Jahren
ist er Schiedsrichter. Zudem bildet er als Obmann im
Kreisverband Nordvorpommern-Rügen den Schieds-
richter-Nachwuchs aus.
Eswirdvor allemauch viel gelacht. AmStehtischgegen-
über resümiert Artur Gatzke aus demwestfälischen Iser-
lohn den Tag: „Eine tolle Veranstaltung, die Organisa-
tion und das Programm sind hervorragend. Man kann
nur allendanken, dieuns das hier ermöglichen.“ Konkret
sinddas auchdie Schiedsrichter-Ausschüsseder 21Lan-
desverbände, die jeweils drei Preisträger bestimmen
durften. „Diese 63 Geehrten wurden aus einer Vielzahl
von Vorschlägen ausgewählt“, sagt Helmut Geyer. „Die
Preisträger stehen damit stellvertretend für die vielen
Amateur-Schiedsrichter in Deutschland, die durch ihre
Einsätze an jedemWochenendeGroßartiges leisten. Sie
bilden mit ihrer Vielfältigkeit das gesamte Schiedsrich-
ter-Wesen ab.“
Christian Elsässer vom Bayerischen Fußball-Verband
lässt seinen Blick durch den Raum schweifen und bringt
es auf den Punkt: „Heute werden diejenigen Schieds-
richter geehrt, die ansonsten nicht so sehr im Rampen-
licht stehen!“ Und weil es davon noch viele tausend
weitere in Deutschland gibt, darf man darauf hoffen,
dass es auch 2018 wieder zu einer Auflage von „Danke
Schiri.“ kommen wird.
„Wir Schiedsrichter sind eine große Familie, über alle
Spielklassenhinweg“,macht Herbert Fandel imRahmen
einer gemeinsamen Talkrunde deutlich. Dafür sei das
heutige Spiel das beste Beispiel. Denn auch Tobias Stie-
ler komme schließlich von einem eher kleinen Verein
an der Basis, heute pfeift er im Profi-Bereich. Im weite-
ren Verlauf des Abends stehen dann ausschließlich die
Amateure im Mittelpunkt des Geschehens. Jeder Ein-
zelne nimmt seine Ehrung entgegen, einige erzählen
auch ihre persönliche Geschichte.
Nach dem Hauptgang zieht Jürgen Post vom Fußball-
verbandNiederrhein eine erste Zwischenbilanz: „Ich bin
seit 35 Jahren Schiedsrichter, undwas uns hier geboten
wird, finde ich genial.“ Post darf aufs Podium, als die
Preisträger in der Kategorie „Ü 50“ geehrt werden. Im
Gespräch mit Udo Penßler-Beyer von der DFB-Schieds-
richter-Kommission Amateure berichtet er davon, dass
er seit 26 Jahren eine Kneipe inMönchengladbach habe
und gerne Asien-Urlaube verbringe. Bei einem solchen
habe er eine 120-köpfige Familie in Sri Lanka kennen-
gelernt, die ihrWasser jedenTagaus einer Zisterneholen
musste. Also habe er kurzerhand beschlossen, Geld zu
sammeln. Zusammen mit seinen Schiedsrichter-Kolle-
gen und den Gästen seiner Kneipe finanzierte er der
Familie eine eigene Wasserleitung.
Es sind Geschichten wie diese, die den Facettenreich-
tum der Preisträger beleuchten. Jeder bringt seine per-
sönliche Story mit. So werden die Ehrungen zu einem
spannenden Treiben durch völlig verschiedene Lebens-
wege. Alexa Wiechel vomBerliner Fußball-Verband war
beispielsweise schon im Jahr 1983 Schiedsrichterin.
20 Jahre später beschloss sie, erneut mit der Pfeiferei
zu beginnen, weil ihr „etwas gefehlt“ habe. Oder Aline
Schäfer vom Fußballverband Sachsen-Anhalt, Mutter
vonzweiKindern:IhrwarderZeitaufwandfürdieSchieds-
„Die 63 Preisträger stehen stell-
vertretend für die vielen Amateur-
Schiedsrichter in Deutschland,
die an jedem Wochenende Groß-
artiges leisten.“
Helmut Geyer
D F B -S CH I E D S R I CH T E R-Z E I T UNG 0 4 |2 017
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