Im zweiten Teil unserer Serie „Fit werden – fit bleiben“ widmen wir uns dem Thema „Halbzeitpause
und Cool-Down“. Dazu hat sich SRZ-Mitarbeiter Tobias Altehenger erneut die kompetente Unter-
stützung der DFB-Fitness-Experten Heinz-Dieter Antretter und Christel Arbini geholt.
Genügend zu trinken zählt zu den „Pflichten“ des Schiedsrich-
ters in der Halbzeitpause. Genauso wie ein Aktivierungs-Pro-
gramm, das Jochen Drees, Christian Gittelmann und Tobias
Christ (von rechts) präsentieren.
Zur Aktivierung von Schulter,
Hüfte und Knie: Linken Ellen-
bogen und rechtes Knie im
Bereich der Körpermitte
zusammenführen, dann rech-
tes Bein nach hinten und lin-
ken Arm nach oben strecken.
Das Ganze drei bis fünf Mal
wiederholen.
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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 1 / 2 0 1 4
Serie
N
achdem wir den ersten Teil
unserer Serie dem „richtigen
Aufwärmen“ gewidmet haben, las-
sen wir das Spiel nun beginnen.
Gedehnt und koordinativ aktiviert
begibt sich das Schiedsrichter-
Team an die Arbeit.
Die ersten Sprints sind bereits
ohne „Einlaufen“ im Spiel möglich,
die Muskeln sind aktiv, Körper und
Geist sind vorbereitet – Schieds-
richter und Assistenten sind fit
und hellwach. Gerade wenn es
bereits in den ersten Minuten
eines Spiels so richtig zur Sache
geht, macht sich das richtige Auf-
wärmen bezahlt.
Aber die Frage ist: für wie lange?
Stellt man nämlich die alte Fußbal-
ler-Weisheit „Ein Spiel dauert 90
Minuten“ in den Kontext des gewis-
senhaften Fitness-Programms,
müsste man es tatsächlich wagen,
dem großen Sepp Herberger zu
widersprechen.
Genau genommen dauert ein Spiel
nämlich keineswegs 90, sondern
zweimal 45 Minuten. Und ja: Das ist
ein Unterschied. Denn das Problem
ist ausgerechnet die Zeit zwischen
den beiden Hälften.
Die Halbzeitpause
„
Nach zehn bis zwölf Minuten sinkt
die Körpertemperatur signifikant
ab. Daher ist es sinnvoll, den Kör-
per mit einigen kurzen Aktivie-
rungsübungen wieder auf Betriebs-
temperatur zu bringen.“ Diese
Worte kommen von Heinz-Dieter
Antretter, dem Fitness-Trainer der
DFB-Schiedsrichter.
Dabei weiß der Diplom-Sportlehrer
natürlich ganz genau, wie es dem
Schiedsrichter-Team in der Halb-
zeitpause geht. „Klar, man kommt
nach 45 Minuten schon einigerma-
ßen angestrengt in die Kabine und
will natürlich mit seinen Assisten-
ten erst einmal die wichtigsten
Entscheidungen der ersten Hälfte
durchsprechen. Und das ist ja auch
völlig legitim.“
Aber, auch das fügt Antretter
hinzu: „Wer zur zweiten Hälfte wie-
der 100 Prozent bringen will, der
tut gut daran, vor dem Wiederan-
pfiff nicht 15 Minuten nur rumge-
sessen zu haben.“ Drei bis vier
Minuten Aktivierung reichen da
völlig aus.
Ein Programm dafür kommt auch
in dieser Folge wieder von Christel
Arbini, der Physiotherapeutin der
DFB-Schiedsrichter. Sie war viele
Jahre Mitglied in der medizini-
schen Kommission des DFB und
weiß natürlich genau wie ihr Kollege
um die Wichtigkeit des richtigen
Verhaltens in der Halbzeitpause.
„
Abgesehen davon, dass auch in
diesem Zeitraum genug getrunken
werden sollte, müssen die Rezep-
toren wieder angeregt werden.
Sonst besteht in den ersten Minu-
ten der zweiten Halbzeit ein erhöh-
tes Verletzungsrisiko.“
Die Übungen sind natürlich nicht
nur für den Schiedsrichter, son-
dern für alle Mitglieder des Teams
sinnvoll.
Bei korrekter Durchführung des
Programms ist der Körper zur
zweiten Halbzeit wieder bereit und
aktiviert. Bereit zum Weiterma-
chen. Ready for Take-off.
***
Die Nachbereitung
Eine Dreiviertelstunde später: Das
Spiel ist gelaufen, zweimal 45
Minuten sind absolviert. Für die
Schiedsrichter beginnt jetzt die
Nachbereitung. Zurück in der Kabine
sollte erst einmal wieder ausrei-
chend getrunken werden. Wer im
Spiel viel geschwitzt hat, wechselt
Teil 2
Fit werden – fit bleiben
am besten auch sofort das Ober-
teil.
Anschließend dann ein kurzes
Durchsprechen der wichtigsten
Szenen im Team, die Bürokratie am
elektronischen Spielbericht und
die Analyse mit dem Schiedsrich-
ter-Coach. Das schlaucht. Doch
ganz am Ende will auch der Körper
zu seinem Recht kommen.
Christel Arbini weiß: „Die Muskula-
tur sollte nach dem Spiel wieder
‚
runtergefahren‘ werden. Durch die
intensive Belastung, die ein Fuß-
ballspiel für den Schiedsrichter
nun mal birgt, kommt es in der
Muskulatur zu Verspannungen und
Verkürzungen der Muskelhüllen.“
Das führt dazu, dass sich bestimmte
Gelenkbewegungen nur noch ein-
geschränkt durchführen lassen,
insbesondere in der Hüft-, Becken-
und Lendenregion.